Zu viele Überstunden in chinesischem iPod-Werk
Ein Team von Apple hat nach jüngsten Vorwürfen eine Fabrik in China unter die Lupe genommen und jetzt einen Bericht vorgelegt. Unmenschliche Arbeitsbedingungen und Kinderarbeit gebe es keine, aber die Chinesen arbeiteten zu viel.
Die Überprüfung der chinesischen Fertigungslanlage, in der unter anderem iPods hergestellt werden, durch Auftraggeber Apple, hat keine Hinweise auf unmenschliche Arbeitsbedingungen oder Kinderarbeit ergeben. Allerdings habe das Expertenteam Verstöße gegen Apples Supplier Code of Conduct (PDF-Dokument) festgestellt. Das Regelwerk verpflichtet die Vertragspartner zur Einhaltung minimaler Standards und der geltenden Gesetze.
Apple hatte den Auftragshersteller Foxconn unter die Lupe genommen, nachdem die britische Zeitung Mail on Sunday schwere Vorwürfe gegen die Fabrikanlage in der Provinz Shenzhen erhoben hatte. Danach gebe es bei Foxconn 15-Stunden-Arbeitstage und Hungerlöhne von teilweise nur 40 Euro pro Monat. Diese Vorwürfe glaubt Apple nun entkräften zu können. Das Apple-Team habe im Rahmen seiner Untersuchung 100 zufällig ausgewählte Mitarbeiter befragt. Das Ergebnis der Befragung gebe keinen Hinweis darauf, dass Arbeiter zu Überstunden oder Mehrarbeit gezwungen würden. Zwei Mitarbeiter hätten von überzogenen Disziplinarmaßnahmen berichtet.
Foxconn hält sich dem Befund nach weitgehend an Apples Vorgaben. Trotzdem hat der Computerhersteller aus Cupertino Verstöße gegen seinen Code of Conduct festgestellt, die jetzt zusammen mit Foxconn abgestellt werden sollen. So haben die Arbeiter bei Foxconn zu viele Überstunden geleistet. Die Stundenzahl habe zum Teil 35 Prozent über dem erlaubten Maximum von 60 Stunden pro Woche gelegen, so der Apple-Bericht. Die Überstundenerfassung soll jetzt bis Anfang Oktober von einem manuellen auf ein automatisches Verfahren umgestellt werden.
Auch den geforderten freien Arbeitstag pro Woche habe es in einem Viertel der untersuchten Fälle nicht gegeben. Foxconn hatte nach den von der Mail on Sunday erhobenen Vorwürfen bereits einen Verstoß gegen Arbeitsgesetze eingeräumt. Die Vorwürfe, Foxconn halte sich nicht an die gesetzlich vorgeschriebenen Mindestlöhne, konnte Apple laut Bericht nicht erhärten. Allerdings sei das Entlohnungssystem unnötig kompliziert und werde jetzt vereinfacht. In Shenzhen gilt ein Mindestlohn von umgerechnet 80 Euro im Monat oder 46 Eurocent pro Stunde.
Während Apple mit den Arbeits- und Lebensbedingungen auf dem Gelände weitestgehend zufrieden war, bemängelte das Team die Zustände in zwei Übergangsunterkünften. Der Hersteller will nun weitere moderne Unterkünfte bauen. Bei Foxconn arbeiten 200.000 Menschen, 32.000 von ihnen leben auch auf dem Gelände. Apple hat nun ein externes Unternehmen beauftragt, die Einhaltung der Standards bei Foxconn weiterhin zu überprüfen. "Wir werden entschlossen dafür sorgen, dass dort, wo Apple-Produkte hergestellt werden, sichere Arbeitsbedingungen herrschen und Mitarbeiter respektvoll behandelt werden", stellt der Bericht abschließend fest.
Der iPod hat wesentlich zu den jüngsten Erfolgen von Apple beigetragen. Der beliebte Player hat in den USA einen Marktanteil von 75 Prozent und beschert dem Computerriesen satte Gewinne. Das Statussysmbol der westlichen Konsumgesellschaft kostet ein Vielfaches dessen, was der chinesische Arbeiter für die Herstellung im Monat bekommt. Apples Code of Conduct verpflichtet die Hersteller zur Einhaltung der gesetzlichen Regelungen und Mindestlöhne. Je nach Provinz können diese in China auch schon einmal bei lediglich 40 Euro im Monat liegen.
Siehe dazu auch: (vbr)
- Chinesischer iPod-Fertiger räumt Verstoß gegen Arbeitsgesetze ein
- Produktionsbedingungen von Apples iPod in der Kritik