Kritik an Patent-Verwertungsoffensive nimmt zu

Die niedersächsischen Hochschulen steigen zum Jahresende aus der Verwertungsoffensive des Bundes aus und verzichten damit auf Fördermittel.

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Von
  • Veronika Szentpetery-Kessler

Fast alle niedersächsischen Hochschulen haben zu Ende dieses Jahres den Vertrag mit ihrer Patent- und Verwertungsagentur (PVA) gekündigt und wollen selbst oder mit anderen Partnern ihre Forschungsergebnisse in der Industrie unterbringen. Dabei nehmen sie in Kauf, dass sie mit diesem Schritt künftig jährlich auf mehrere Hunderttausend Euro Fördergelder aus der "Verwertungsoffensive" der Bundesregierung verzichten müssen – Mittel, mit denen die teuren Patentierungs- und Verwertungskosten finanziert werden. Das berichtet das Technologiemagazin Technolgy Review in seiner aktuellen Ausgabe 09/2006 (seit 31. 8. am Kiosk oder hier portokostenfrei online zu bestellen).

Die Bundesregierung will zwar einen finanziellen Anreiz für den Technologietransfer bieten. Doch Geld fließt nur, wenn jede Hochschule eine bestimmte professionelle, überregionale Agentur mit den Patentierungs- und Verwertungsaufgaben betraut. Das funktioniert zwar in vielen Fällen gut, doch es regt sich nicht nur in Niedersachsen Unzufriedenheit mit dem System. Eine gemeinsame zentrale Forderung vieler Hochschulen besteht darin, künftig frei unter den Verwertungsdienstleistern wählen oder die Verwertung enger an sich binden zu können.

Die Gründe dafür sind unter anderem, dass sich die Technologietransferstellen der Hochschulen dadurch einen stärkeren Rückfluss von Markt-Know-how und eine engere Betreuung ihrer Wissenschaftler erhoffen. Die Hochschulen könnten auch schlicht die Patentierungs- und Verwertungskosten senken, wenn sie Erfindungsverwertung selber leisten, sagt Friedrich Stracke, der die Technologietransferstelle an der Tübinger Universität leitet und gleichzeitig Geschäftsführer der PVA Tübingen-Ulm GmbH ist. Nicht zuletzt böte eine eng an der Hochschule angesiedelte professionelle Verwertung neben materiellen Erlösen auch einen nicht zu unterschätzenden Imagegewinn, der dabei hilft, Top-Kräfte zu halten oder neue Spitzenforscher zu gewinnen.

Wie wichtig der Bundesregierung das Thema Technologietransfer ist, zeigt die von ihr gestartete Hightech-Strategie: Rund 15 Milliarden Euro sollen bis 2009 in die Stärkung der Innovationskraft Deutschlands fließen, unter anderem auch in neue Förderinstrumente für eine schnellere Umsetzung von Forschungsergebnissen in Produkte. (vsz)