IFA

IFA versetzt Branche in Hochstimmung

Die weltgrößte Branchenschau erweist sich wieder als Goldgrube. Viele der 1049 Aussteller aus 32 Ländern kehren mit übervollen Auftragsbüchern heim.

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Von
  • Thorsten Gehrke
  • dpa

Die hohen Erwartungen haben sich erfüllt und es ist wie in guten alten Zeiten: Die Branche der Unterhaltungselektronik boomt und wird auf der Internationalen Funkausstellung (IFA) von den Bestellungen des Handels in weitere Hochstimmung versetzt. Die weltgrößte Branchenschau erweist sich wieder als Goldgrube. Viele der 1049 Aussteller aus 32 Ländern kehren mit übervollen Auftragsbüchern heim. "Ich gehe davon aus, dass mit den Abschlüssen kurz nach der IFA das Ordervolumen über den 2,5 Milliarden Euro des Vorjahres liegt", sagte Hans-Joachim Kamp, Vorsitzender des Fachverbandes Consumer Electronics im ZVEI heute einen Tag vor IFA-Ende.

Die Zauberworte heißen flache Bildschirme und digitale Technik für die mobile Fernseh- und Kommunikationswelt sowie Navigation. Gefragt sind vor allem großformatige LCD- und Plasma-Fernseher. Zur Freude der Industrie greifen die Käufer dafür auch tiefer in die Tasche. "Während früher die Standardgröße 32 Zoll war, geht es über 37 jetzt zu teureren Displays mit 42-Zoll-Diagonale (100 Zentimeter)", sagte Klaus Petri von Philips. "Für 42-Zoll-Fernseher erwarten wir 2007 eine Nachfragesteigerung von 1000 Prozent", meinte Martin Bergmann von Sharp. "Die flache Bildschirmtechnologie entwickelt sich zum marktbestimmenden Faktor", hatte Kamp schon vor Messebeginn angekündigt.

An den Ständen gaben sich die Händler die Klinke in die Hand und vielfach seien die Erwartungen sogar übertroffen worden, sagten Branchenkenner. "Wir mussten wegen der großen Bestellungen bereits Ware nachordern", beschreibt Beckmann die Geschäftslage. Auch bei Loewe lief das Geschäft besser als erwartet. "Es gab eine sehr gute Nachfrage aus dem In- und dem Ausland", sagte Sprecher Roland Raithel. Auch bei Philips seien die hochgesteckten Ziele erreicht worden. Die anstehende Erhöhung der Mehrwertsteuer könnte ein Grund für die allgemein gute Nachfrage sein. Allerdings würden drei Prozentpunkte Anhebung durch einen zweistelligen Preisverfall vor allem für TV- Geräte über das Jahr mehr als aufgefangen, hieß es auf der IFA.

Für einen Fernsehgenuss mit gestochen scharfen HDTV-Bildern mahnte die Industrie mehr Programme an. Das ZDF hat auf der IFA die Olympischen Sommerspiele 2008 in Peking erstmals öffentlich als möglichen Einstiegstermin in die hochauflösende Fernsehtechnik genannt. Aussagen zu einem Regelbetrieb seien derzeit allerdings verfrüht, schränkte ZDF-Produktionsdirektor Andreas Berecky ein. ARD und ZDF haben stets betont, erst in HDTV auszustrahlen, wenn zahlreiche Haushalte in Deutschland die High-Definition-Bilder auch empfangen können.

Beide Sender lehnen eine Satellitengebühr für ihren Empfang ab, wie sie einige Free-TV-Sender planen. Öffentlich-rechtliche Programme in Deutschland seien ein Kulturgut, das jedem Bürger auch in Zukunft ohne Beschränkungen offen stehen müsse, bekräftige SR-Intendant Fritz Raff auf der IFA. Nach Plänen der Sendergruppen RTL und MTV sollen Haushalte mit Satellitenempfang von 2007 an etwa 3,50 Euro pro Monat an den Satellitenbetreiber für digitale Angebot zahlen.

Wermutstropfen für die Verbraucher: Sie haben ähnlich wie bei Systemen des Videorecorders (VHS, Betamax und Video 2000) erneut die Qual der Wahl. Denn bei der DVD-Nachfolgetechnik für bessere Bilder gibt es einen Zweikampf zwischen den Systemen Blu-ray und HD-DVD. Wer die Nase vorn haben wird, entscheiden die Verbraucher. Erste Geräte wurden auf der IFA präsentiert. Trotz der hervorragenden Geschäftslage war auf der IFA von deutschen Branchenvisionären nichts zu hören. Bei den Keynotes, in denen führende Köpfe der Industrie täglichen Ausblicke in die künftige Medienwelt wagten, war kein deutscher Manager vertreten.

Für die IFA scheinen die Glanzzeiten mit einem Ansturm von mehr als 400.000 Besuchern zum Messegelände unter dem Funkturm vorbei zu sein. Bei der IFA im vergangenen Jahr musste ein Rückgang von zehn Prozent auf knapp 250.000 Gäste verkraftet werden. Dies schein jetzt die Obergrenze zu sein. Allerdings sind laut Kamp zur IFA 2006 mehr Fachbesuchern vor allem aus dem Ausland gekommen. Dies wird gern gesehen, denn der Fachhandel ist der Makler zwischen Konsumenten und Industrie.

Die Funkausstellung fand erstmals als jährliche Veranstaltung statt. Wegen der immer kürzeren Entwicklungszeit für neue Produkte wird der seit Jahrzehnten geltende Zweijahres-Rhythmus aufgegeben, hieß es zur Erklärung. Mit der Änderung stehen einige Aussteller aber vor der Frage, welche Messe ihnen wichtiger ist: Die IFA in Berlin oder die CeBIT in Hannover. Die nächste IFA findet Ende August 2007 statt. (Thorsten Gehrke, dpa) / (anw)