Verwertungsgesellschaften Sacem und SGAE kooperieren fürs digitale Geschäft

In ihrem Joint Venture wollen die französische und die spanische Verwertungsgesllschaft einen "One-Stop-Shop" für europaweite Lizenzen anbieten.

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Von
  • Monika Ermert

Die französische Verwertungsgesellschaft Sacem (Société des Auteurs, Compositeurs et Editeurs de Musique) und die spanische SGAE (Sociedad General de Autores y Editores) haben gestern auf der Musikmesse Midem in Cannes ihre Zusammenarbeit in einem neuen Joint Venture angekündigt. In Kürze will sich außerdem auch noch die italienische Gesellschaft SIAE (Società Italiana degli Autori ed Editori) anschließen, geht aus der Pressemitteilung von SGAE und Sacem hervor. Ziel des Joint Venture sei es, "einen One-Stop-Shop" für europaweite Lizenzen des eigenen Repertoires für digitale und Mobilfunkrechte zu schaffen. Die Repertoires der Mitglieder aller drei Gesellschaften werden dann über das Joint-Venture erhältlich. Zusammenarbeiten will man auch im Bereich der für Monitoring, Einzug und Ausschüttung der Abgaben wichtigen IT.

Mit dem Joint Venture entsteht nach der britisch-deutschen Kooperation CELAS, zu dem sich die GEMA und die britische Verwertungsgesellschaft MCPS/PRS zusammengeschlossen haben, ein zweiter Riese zur Vergabe pan-europäischer digitaler Lizenzen. Hintergrund der Zusammenschlüsse ist eine Empfehlung der EU-Kommission vom Oktober 2005. Pan-europäische Lizenzierungen für den digitalen Markt sollen den europäischen für digitale Inhalteanbieter gegenüber anderen großen Märkten, vor allem den USA, konkurrenzfähig machen. Bislang müssen Online-Inhalteanbieter für die Rechte auf dem europäischen Flickenteppich einzeln vorstellig werden.

Das neue Konsortium vereint die Repertoires von rund 270.000 Künstlern (Sacem 110.000, SGAE 80.000, SIAE 80.000). Die Sacem schüttete 2005 rund 600 Millionen Euro aus, bei Lizenzeinnahmen von 757,4 Millionen Euro. Die SGAE sammelte für die vertretenen Musiker und Autoren 318 Millionen Euro. Die GEMA erwirtschaftete 2005 rund 850 Millionen. Allgemein wird durch die pan-europäischen Digitallizenzvergaben und das von den Rechteinhabern ausübbaren Wahlrecht in den kommenden Monaten ein erheblicher Wettbewerb unter den europäischen Verwertern und letztlich eine Konsolidierung auf dem Markt erwartet.

Ein Vertreter einer US-Verwertungsgesellschaft sagte gegenüber heise online, dass es für kleinere Verwertungsgesellschaft aus kleineren Ländern damit zunehmend schwer werden dürfte, sich zu behaupten. Hans-Herwig Geier von der GEMA äußerte, es sei eine "Herausforderung", den Wettbewerb nicht über den Preis zu führen, was letztlich zu Lasten der Künstler gehen würde. Vielmehr müssten ein guter Service und etwa vierteljährliche oder noch kürzere Auszahlungsintervalle – statt der klassischen jährlichen Ausschüttung – als Wettbewerbsvorteil in den Vordergrund gestellt werden.

Die Presseerklärungen auf der Midem zeigten nach Ansicht von Eric Baptiste vom Dachverband der EU-Autorenverbände (CISAC), dass die Verwertungsgesellschaften bereit seien, sich auf den neue digitalen Markt einzustellen, die neuen Techniken zu nutzen, um die Rechte ihrer Mitglieder durchzusetzen. "Im Zentrum der Midem dieses Jahr steht die Frage, wie wir effizient einen legalen Zugang zum größtmöglichen Repertoire schaffen", erläuterte Miyet gegenüber heise online. Die CISAC hat ihrerseits einen großen Urheberrechtsgipfel in Brüssel angekündigt.

Angesichts der massiven Veränderungen in der Art und Weise, wie Menschen Zugang zur Kultur finden, sei es wichtig,"schnell nutzbringende Lösungen für jeden zu finden", meint Baptiste. Zu dem zweitägigen Gipfel unter dem Motto "Künstler zuerst" soll unter anderem diskutiert werden, "welche Rechte Künstler an ihren Werken überhaupt noch besitzen werden, wie Urheberrechtsinhaber und Autorenverbände auf die Anforderungen der digitalen Gesellschaft reagieren und ob die Zeit reif ist für neue Abkommen zwischen Künstlern, Unterhaltungsindustrie und den Anbietern künstlerischer Inhalte". (Monika Ermert) / (anw)