Microsoft reduziert Prognose für Verkäufe der Xbox 360
Große Lagerbestände der Spielkonsole hätten sich bei den Händlern angesammelt, meint Microsoft. Der Konzern will mit seiner Spiele- und Unterhaltungssparte aber in naher Zukunft Geld verdienen.
10,4 Millionen verkaufte Exemplare der Spielkonsole Xbox 360 verkündete Microsoft noch stolz auf der Unterhaltungselektronikmesse CES. Und die Xbox 360 bescherte Microsoft in seiner Sparte Entertainment and Devices in den Bilanzen des abgelaufenen zweiten Geschäftsquartals eine Umsatzsteigerung von 76 Prozent. Im Umfeld der Bilanzvorlage reduzierte Microsoft nun aber die Prognosen, wie viele Xboxen bis zum Ende von Microsofts Geschäftsjahr im Juni 2007 abgesetzt werden können. Bislang ging der Konzern von 13 bis 15 Millionen Stück aus, nun erwartet Microsoft, bis zum 30. Juni 2007 insgesamt 12 Millionen Xbox 360 ausliefern zu können.
Microsoft führt laut dem Wall Street Journal als Begründung unter anderem an, es habe sich ein großer Lagerbestand der Spielkonsolen im Handel angehäuft. Außerdem wolle man die Kosten reduzieren, die das Geschäft mit der Konsole mit sich bringt – derzeit verliert Microsoft mit jeder verkauften Xbox 360 noch Geld. Künftig aber wolle man auch mit der Sparte Entertainment and Devices Geld verdienen – ein ehrgeiziges Projekt, kam doch im zweiten Quartal ein operativer Verlust von 289 Millionen US-Dollar zustande.
Die Sparte besteht zwar nicht nur aus der Xbox 360, sondern auch aus den (in der Regel Gewinn bringenden) Spielen, der Abteilung für IPTV und Windows Mobile sowie beispielsweise dem digitalen Musikplayer Zune. Der Zune, dessen Einführung einiges an Entwicklungs- und Marketing-Ausgaben geschluckt hat, ist derzeit ebenfalls noch ein Verlustbringer – Microsofts zuständiger Manager Scott Erickson meinte bereits bei der Markteinführung, das Vorgehen beim Zune beruhe auf einer langfristigen Stragie, in der etwa für das Weihnachstsgeschäft 2006 noch keine Gewinne mit dem portablen Musikspieler vorgesehen seien. Die Xbox 360 dürfte aber trotz dieser Effekte der größte Verlustbringer für die Sparte sein – mit der Hardware verdienen die Konsolenhersteller Sony und Microsoft in der Regel kein Geld, sondern machen den Gewinn durch die zugehörigen Spiele. Laut Informationen der Silicon-Valley-Tageszeitung San Jose Mercury News machte Microsoft etwa mit den Hardware-Verkäufen der ersten Xbox-Generation Verluste von insgesamt 3,8 Milliarden US-Dollar.
Eine andere Sache ist das bei Nintendo: Nach japanischen Analysen verdient Nintendo bei der Spielkonsole Wii auch mit der Hardware gutes Geld. Und die sehr erfolgreiche Einführung von Nintendos neuer Spielkonsole dürfte auch an den Absatzzahlen der Xbox 360 knabbern. Ob Sony dies mit der Playstation 3 auch gelingt, ist fraglich: In Europa wird sie erst am 23. März eingeführt, für Japan hieß es bereits, das Interesse an Sonys neuer Konsole lasse nach, da es an attraktiven Spielen mangelt.
Microsoft erhofft sich nun, dass weitere attraktive Spieletitel die Verkäufe der Xbox 360 weiter ankurbeln und gleichzeitig die Profitabilität der Sparte verbessern. Bis zum Ende des Geschäftsjahrs 2008 soll die Sparte Entertainment and Devices schwarze Zahlen schreiben – und das, ohne dass etwa die Mitarbeiterzahl gesenkt werde oder andere drastische Maßnahmen unternommen würden, sagte Peter Moore, Chef der Spielesparte bei Microsoft, gegenüber Dean Takahashi von der San Jose Mercury News. (jk)