Chinas Meteorologen schlagen Alarm

Die Volksrepublik China ist nach Einschätzung einheimischer Meteorologen vom Klimawandel stärker betroffen als andere Regionen der Erde. Die Durchschnittstemperatur im Reich der Mitte könnte bis zum Jahr 2100 um bis zu sechs Grad Celsius steigen.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Die Volksrepublik China ist nach Einschätzung einheimischer Meteorologen vom Klimawandel stärker betroffen als andere Regionen der Erde. Einem Bericht der China Meteorological Administration (CMA) zufolge stieg die Temperatur im Reich der Mitte in den vergangenen 50 Jahren im Schnitt um 0,22 Grad Celsius pro Dekade – und damit stärker als in der nördlichen Hemisphäre oder im globalen Durchschnitt. Die Wissenschaftler rechnen damit, dass die Durchschnittstemperatur in China im Jahr 2020 um bis zu 2,1 Grad Celsius höher sein wird, im Jahr 2030 um bis zu 2,8 Grad und im Jahr 2050 um bis zu 3,3 Grad. Für das Jahr 2100 gehen die Forscher sogar von einem Temperaturanstieg von bis zu 6 Grad Celsius aus.

Der Bericht warnt zudem vor einer erhöhten jährlichen Niederschlagsmenge, die im Jahr 2020 bei plus drei Prozent, im Jahr 2050 bei plus fünf bis sieben Prozent und zum nächsten Jahrhundertwechsel bei plus elf bis 17 Prozent liegen könnte. Der Meeresspiegel werde bis zum Jahr 2050 um bis zu einem halben Meter steigen, prognostizieren die Wissenschaftler weiter. Zudem müssten sich die derzeit 1,3 Milliarden Einwohner im bevölkerungsreichsten Land der Erde auf zunehmend extreme Wettersituationen wie sehr heftige Regenfälle und gewaltige Taifune einstellen. Die Gletscher im Nordwesten Chinas würden bis zum Jahr 2050 um 27 Prozent schrumpfen. In anderen Gebieten nehme die Wüstenbildung deutlich stärker zu.

Den durch extreme Wetterverhältnisse hervorgerufenen direkten wirtschaftlichen Schaden bezifferte der Leiter der China Meteorological Administration, Qin Dahe, auf 25 bis 37,5 Milliarden US-Dollar jährlich, was zwei bis fünf Prozent des chinesischen Bruttoinlandsprodukts entspreche. Zwar hat China sich selbst im März 2006 einen Energie-Sparplan auferlegt, der gemessen an der Wirtschaftsleistung des Landes eine Reduzierung des Energieverbrauchs bis 2010 um 20 Prozent vorsieht, die Volksrepublik ist aber weltgrößter Verbraucher von Kohle, deren Verbrennung maßgeblich mit für den Klimawandel verantwortlich gemacht wird. Rund 37 Prozent des globalen Bedarfs an Kohle verbraucht inzwischen China – Tendenz steigend.

Die Wirtschaftsstrategen in Peking sind aber auch alternativen Energien gegenüber aufgeschlossen. So kündigte China Ende vergangenen Jahres beispielsweise den Bau der bislang größten Solaranlage auf der Erde an. Das Werk mit einer Leistung von 100 Megawatt soll in den kommenden fünf Jahren in der Oasenstadt Dunhuang an der einstigen Seidenstraße im Nordwesten Chinas entstehen. Dunhuang liegt umgeben von Wüstengebieten auf einer Höhe von rund 1100 Metern und soll mehr als 3500 Sonnenstunden im Jahr aufweisen. Das derzeit größte Solarfeld steht auf einem 77 Hektar großen Areal in Arnstein bei Würzburg. Rund 1400 einzelne, der Sonne nachgeführte Solarstromanlagen, so genannte Mover, produzieren dort den Jahresstrom für etwa 4500 Haushalte. Die maximale Gesamtleistung liegt bei 12 Megawatt. (pmz)