DNS-Root-Betreiber gibt grünes Licht für nicht-englische TLD-Adresszonen

Die Einführung von Adressen, die auch auf Ebene der Top Level Domains Umlaute oder asiatische und arabische Zeichensätze zulassen, wird seit Langem von den verschiedenen Sprachgemeinschaften gefordert.

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Von
  • Monika Ermert

Keinerlei Beeinträchtigung beim Betrieb eines DNS-Rootservers durch die Einführung nicht-englischer Adresszonen meldete die schwedische Autonomica. Das Unternehmen, selbst Betreiber eines der 13 zentralen Root-Nameserver für das Domain Name System (DNS), hatte im Auftrag der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) einen Labortest gemacht, um etwaige Probleme mit voll internationalisierten Adresszonen abschätzen zu können.

Die Einführung von Adressen, die auch auf Ebene der Top Level Domains Umlaute oder asiatische und arabische Zeichensätze sowohl bei den generischen TLDs als auch bei den Länder-Domains (beispielsweise .Österreich, .España, .الجماهيرية العربية الليبية الشعبية الاشتراكي oder .מדינת ישראל) zulassen, wird seit Langem von den verschiedenen Sprachgemeinschaften gefordert. Diese Ergänzung zu der Internationalisierung der Domain-Namen (IDN) auf Ebene der Second Level Domains hat es auch auf die Agenda diplomatischer Konferenzen geschafft.

Für den Test hatte Autonomica einen Satz von nicht-englischen Adressen auf zwei Test-Rootservern und einem Test-Nameserver überprüft. Für die Rootserver wurden zwei verschiedene DNS-Server-Softwaresysteme getestet, die Version 9.3.2 des vom Internet Software Consortium entwickelten BIND-Protokolls und die Version 2.3.5 von NSD des niederländischen NLNet.Labs. Bei den ebenfalls mitgestesteten Iterative Mode Resolvern (IMR) wurden eine ganze Reihe verschiedener BIND-Versionen auf ihr Verhalten beim Abarbeiten der nicht-englischen TLDs überprüft.

Alle im Markt befindliche Software für IMR zu testen, sei dabei unmöglich, schreibt Autonomica. Auch das Verhalten von Windows Vista konnte im Versuchszeitraum noch nicht überprüft werden. Im Wesentlichen aber habe man sich ohnehin auf ältere Software beschränkt, da man bei dieser am ehesten mit Problemen rechne. In keinem der gestesteten Szenarien haben sich für die koreanischen, chinesischen, japanischen, arabischen Adressen und die europäischen Umlautadressen längere Verzögerungen bei den Antworten der Server oder gar Fehler bei den Antworten gezeigt.

Probleme seien auch nicht zu erwarten gewesen, sagen indessen Experten. Immerhin werde den Servern mittels der Umsetzung der nicht-englischen Adressen in Puny-Code-Adressen – ebenfalls reine ASCII-Adressen – die gewohnte Kost vorgesetzt, die schon von der Internationalisierung der Second Level Domains bekannt ist. "Probleme sind bei den Puny-Code-Adressen wohl am ehesten bei Grenzfällen zu erwarten", sagt auch DNS-Experte John Klensin. "Zum Beispiel kann man sich fragen, ob ein Rootserver noch sauber funktioniert, wenn es sich um eine Adresse mit 63 Zeichen handelt. Normale TLD-Adressen liegen im Moment deutlich unter 10 Zeichen."

Eine mögliche Fehlerquelle könnte die fehlerhafte Weitergabe von nicht in Puny-Code umgesetzten UTF-32-Paketen darstellen. UTF (Unicode Transformation Format) dient der Kodierung der verschiedenen Sprachen für den Rechner. ICANN habe den Test sicherlich durchführen müssen, meint Klensin, allerdings sei angesichts der bereits vielfätig gegeprüften Software kaum ein größeres Problem zu erwarten gewesen. Die Gefahren fürs DNS sieht Klensin eher bei Bestrebungen, Adresszonen einzuführen, die eben nicht mit dem in den vergangenen Jahren entwickelten Standard arbeiteten. Besonders in der Chinesisch und Arabisch sprechenden Welt wurden bereits Tests mit IDNs gestartet. (Monika Ermert) / (jk)