Weniger Geld für Datenschutzforschung

Wissenschaftler, die sich mit Datenschutz beschäftigen, klagen über geringere Fördermittel - und abnehmendes Verständnis seitens der Politik.

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Deutsche Wissenschaftler, die sich auf Datenschutz in der Kommunikationstechnik spezialisiert haben, klagen über ein Zurückfahren der Forschungsförderung für ihre Projekte, berichtet das Technologie-Magazin Technology Review in seiner aktuellen Ausgabe.

Hannes Federrath, Professor an der Universität Regensburg, arbeitet an drahtlosen Ad hoc-Netzwerken zwischen Fahrzeugen. Dass dabei auch die Datenschutz-Interessen aller Beteiligten gewahrt bleiben und gleichzeitig eine Strafverfolgung ohne automatisierte Überwachung möglich ist, will Federrath mit einer ausgefeilten Sicherheitsarchitektur sicherstellen. Noch vor wenigen Jahren hätte er für diese Berücksichtigung von Datenschutz-Interessen bei einer neuen Technik wohl mit Wohlwollen aus der Politik rechnen können. Doch damit ist es vorbei: Federrath macht nach eigener Aussage zunehmend die Beobachtung, dass sich weniger Forschungsgelder für Privacy-Projekte akquirieren lassen. Dies bestätigt auch Kai Rannenberg, Inhaber der T-Mobile-Stiftungsprofessur für M-Commerce und mehrseitige Sicherheit an der Johann Wolfgang Goethe Universität in Frankfurt am Main.

"Terroristen wollten die Gesellschaft ändern, die Innenminister haben das geschafft", sagt Andreas Pfitzmann. Seit 30 Jahren beackert er das Gebiet der IT-Sicherheit. Seinen Sachverstand nutzt er nicht nur für Kassandra-Rufe gegen einen drohenden Überwachungsstaat, er entwickelt auch Techniken dagegen. Mit seiner Daten- und Sicherheitsgruppe an der TU Dresden und weiteren unabhängigen Organisationen wie dem Chaos Computer Club betreibt er das Anonymisierungs-Netzwerk AN.ON. Dass es sich dabei nicht um eine akademische Spielerei handelt, bestätigten Ermittlungsbehörden jeden Monat mit Aufdeckungs-Anfragen.

Burkhard Hirsch, Vizepräsident des deutschen Bundestages a.D., der eine Verfassungsbeschwerde gegen die so genannte Vorratsdatenspeichrung plant, empfiehlt im TR-Interview gar radikale Selbstschutzmaßnahmen: "Mein PC ist nicht an das Internet angeschlossen. Das habe ich von Herrn Kohl gelernt: In seinen Büro hatte er eine zusätzliche Datenverarbeitung, auf der er seine eigenen Akten führte. Ich habe also bei Herrn Kohl gelernt, warum es sinnvoll ist ein Stand-Alone-System zu benutzen."

Mehr dazu in TR 06/07 (seit dem 31. Mai am Kiosk und online bestellbar):

(bsc)