Computex

Ein Ausblick auf die Computex 2008

Die nächste Computex wird dank des neuen Messegeländes noch größer und prächtiger, verspricht der Veranstalter. Ein Besuch auf der Baustelle lässt ahnen: Alles wird zumindest anders.

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Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Georg Schnurer

Die Computex platzt seit Jahren aus allen Nähten: Obwohl die Veranstalter Taitra und TCA die Messe bereits auf vier Hallen rund um den Wolkenkratzer "Taipei 101" verteilt haben, konnten längst nicht alle Firmen, die sich um einen Messestand beworben haben, zum Zuge kommen. Derzeit gäbe es eine Warteliste, auf der rund 500 Firmen stünden, erklärte uns Walter Yeh, Executive Vice President der Teitra. Zudem würden etliche Aussteller gern größere Stände anmieten. Das geben die aktuell genutzten Messehallen aber nicht mehr her. Obwohl man in der Halle 1 bereits das recht unattraktive erste Stockwerk zu Ausstellungsräumen umfunktioniert hat und in Halle 4, dem TICC, abgelegene Räume in der zweiten und dritten Etage mit kleinen Ständen vollpropft, ist einfach kein zusätzlicher Platz mehr vorhanden.

Ein Ausblick auf die Computex 2008 (15 Bilder)

Ein Ausblick auf die Computex 2008

Überall auf der Computex hängen Plakate, die auf die neue Halle in Nangang hinweisen.

Zudem bröckelt die Halle 2, in der vor allem die großen Namen unter den Mainboard-Herstellern wie Asus, Foxconn, MSI oder Gigabyte untergebracht sind, bereits merklich: An so manchem Stahlträger ist von der Spritzbeton-Umhüllung kaum noch etwas zu sehen. Stattdessen regiert dort der Rost, und der frisst sich im feuchtwarmen Klima von Taiwan munter voran. Zu Messezeiten verhüllen freilich große Werbeplakate den Anblick, doch nun, nachdem die Halle wieder frei sichtbar ist, entdeckt man überall die vorhandenen Schäden.

Höchste Zeit also, dass das seit März 2005 im Bau befindliche neue Messegelände namens "Taipei World Trade Center Nangang" fertig wird. Es bietet auf zwei Ebenen und insgesamt 46 175 m² Platz für 2465 Messestände. Allerdings rechnet die Messegesellschaft in engen 3 × 3 Meter großen Einheiten für eine "Booth". Hinzu kommt noch eine außenliegende Ausstellungsfläche von gut 1000 m² sowie etliche Konferenzräume in der dritten und vierten Etage. Im April 2008 soll die Halle nun endlich fertiggestellt sein – der ursprünglich anvisierte Fertigstellungtermin lag laut Taipei Times im Juni 2007. Für den 13. bis 16. März 2008 hat die Taitra auf jeden Fall schon mal die erste Ausstellung angekündigt, die Taipei International Cycle Show.

Wer die Ausstellungsflächen der vier derzeit genutzten Hallen addiert, erkennt schnell, das die neue Halle zwar doppelt so viel Platz bietet wie die Halle 1, aber eben auch nicht mehr als alle vier momentan genutzten Hallen zusammen. Die Taitra plant deshalb, die Computex 2008 auf zwei Standorte zu verteilen: Die Major-Player der IT-Branche dürfen sich vom 3. bis 7. Juni 2008 wohl in der neuen Halle breitmachen, Spezialanbieter und kleinere Unternehmen sollen dagegen in die derzeitige Halle 1 gepackt werden.

Ob die gesamten Messestruktur dadurch übersichtlicher wird, bleibt abzuwarten. Erfolgt die Hallenaufteilung ähnlich wie auf der CeBIT nach Themen, tut das der Computex sicher sogar gut. Wählt man die Unternehmen, die in der neuen Halle ausstellen dürfen, dagegen nur nach ihrer Größe aus, so ist ein ziemliches Chaos vorprogrammiert. Doch egal, wie sich die Taitra entscheiden wird, sicher ist eigentlich schon jetzt, das es ein ziemliches Hauen und Stechen um die besten Plätze geben wird.

Schon jetzt greifen ja einige Unternehmen tief in die Trickkiste, um am Ort ihrer Wahl zu landen. Für die Halle 2 etwa konnten sich nur Unternehmen qualifizieren, die einen gewissen Mindestumsatz vorweisen konnten. ABit konnte das nicht, wollte aber verständlicherweise unbedingt da ausstellen, wo auch die Konkurrenz sitzt. Also mietete die Muttergesellschaft "Universal Scientific Industrie Cooperation" kurzerhand den Messestand – die hat wahrlich genügend Umsatz. So entsteht dann für den Besucher die irritierende Situation, dass ABit weder im offiziellen Hallenplan noch im Ausstellerregister auftaucht. Selbst eine Suche über die Computex-Webseite führt nicht zum Erfolg.

So werden die Besucher 2008 also munter zwischen den beiden Messestandorten hin und her pendeln müssen. Das Ganze wäre gar kein Problem, wenn die MRT, Taipehs Stadtbahn, bereits bis nach Nangang fahren würde. Tut sie aber nicht. Die Fertigstellung der entsprechenden Verlängerung der zugehörigen blauen Linie lässt nämlich noch auf sich warten: Ende 2008 soll die Bahn immerhin schon bis nach Nangang fahren. Dass dieser Termin gehalten wird, ist recht wahrscheinlich, vereinzelt konnten wir schon Stadtbahnwagen bei der Testfahrt beobachten. Die Ausschmückung des zugehörigen Bahnhofs soll laut Ausschreibung auf jeden Fall spätestens am 30. Juni 2008 fertig gestellt sein. Die Fertigstellung der Haltestelle für die neue Messehalle ist aber erst im Jahre 2010 vorgesehen. Diese Station soll dann auch eine Anbindung an die Schnellbahn im Tiefgeschoss mitbringen, damit hätte die Computex ähnlich wie die CeBIT auch ihren eigenen Fernbahnanschluss. Für die Computex 2008 bringt das alles aber noch nichts.

Die Antwort der Messeveranstalter auf das Transport-Dilemma sind Shuttle-Busse. Die sollen die beiden Gelände in 15 bis 18 Minuten miteinander verbinden. Nun, wer jemals den Verkehr in Taipeh erlebt hat, kann angesichts dieser Zahlen nur schmunzeln. Bereits am frühen Morgen benötigte unser Taxi für die Fahrt über den Freeway locker 18 Minuten. Die am Nachmittag ausgewählte, eigentlich kürzere Route durch die Stadt dauerte dann stolze 48 Minuten. In der Hauptverkehrszeit dürfte daraus locker eine Stunde werden. Wer also während der Computex 2008 nicht permanent im Stau stehen will, organisiert seinen Messebesuch besser nach der Hallenaufteilung – wie auch immer die letztlich aussehen wird. Soweit verfügbar werden im im Rahmen des Computex Special 2008 auf heise online vor Messebeginn einen Hallenplan veröffentlichen, versprochen.

Bei der Taitra denkt man – ganz im Stil des großen Rivalen CeBIT – für 2008 über Länderpavillions nach. Fest eingeplant seien bereits Sonderausstellungsflächen für aufstrebende Märkte wie etwa den Nahen Osten und möglicherweise auch Lateinamerika. Einen deutschen Pavillion soll es bei ausreichender Beteiligung übrigens auch geben, versprach Walter Yeh. Zudem kündigte er an, dass die Preise für die Stände 2008 konstant bleiben werden. Eine Preiserhöhung sei erst einmal nicht geplant.

Wer sich derzeit im Umkreis der neuen Halle umsieht, wird vor allem eines vermissen: Eine angemessene Infrastruktur. Restaurants, Cafes oder Einkaufsmöglichkeiten sind kaum vorhanden, und auch Hotels gibt es rund um das Gelände noch nicht viele. Da die Taiwaner aber ein geschäftstüchtiges Völkchen sind, dürfte sich das bis zum Juni nächsten Jahres ändern. Wenn erst einmal die ersten Messen stattfinden, werden kleine Restaurants, Cafes, Shops und Fressbuden sicher wie Pilze aus dem Boden sprießen. (gs)