Schweizer Internet-Nutzer profitieren von Preisrückgang und mehr Bandbreite

Die Kosten für Breitband-Internetverbindungen sind in fünf Jahren um 39 Prozent gesunken, während sich die Übertragungsgeschwindigkeiten versechsfacht haben, ergibt eine Studie des BAKOM.

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Von
  • Tom Sperlich

Für den Durchschnittskunden sind die Kosten für Breitband-Internetverbindungen in der Schweiz zwischen 2001 und 2006 um 39 Prozent gesunken, während sich die Übertragungsgeschwindigkeiten versechsfacht haben. Dies sind die Kernaussagen der Studie "Kosten der Fernmeldedienste (Festnetz und Mobilfunk): Vergleich und Entwicklung", die das Bundesamt für Kommunikation (BAKOM) am gestrigen Dienstag als PDF-Datei (147 KByte) veröffentlicht hat.

In den Jahren 2001 und 2002 sanken in erster Linie die Preise für Kommunikationsdienste, Grund war der harte Wettbewerb zwischen der Swisscom und dem Kabelfernsehnetzbetreiber Cablecom – beide Netzbetreiber sind jeweils Marktführer in ihrem Bereich. In den darauffolgenden zwei Jahren wirkte sich der Wettbewerb im Breitbandmarkt sowohl weiterhin auf die Preise als auch auf die verfügbaren Übertragungsraten aus. Seit 2005 machen sich die Anbieter hauptsächlich bei der Höhe der Bandbreiten Konkurrenz. Im untersuchten Zeitraum lösten fast immer die Kabelnetzbetreiber, allen voran die Cablecom, weitere Runden beim Preisrückgang oder der Bandbreitensteigerung aus, analysierte das BAKOM.

Die Studie vergleicht die Dienstleistungen von Swisscom und Cablecom für den Zeitraum 2001 bis 2005. Dabei zeigt sich, dass die Preise der beiden Konkurrenten sich nicht stark voneinander unterscheiden: Die Angebote der Cablecom sind maximal um 8 Prozent günstiger als diejenigen der Swisscom, teilte das Bakom mit.

Für den Zeitraum 2006 wurde der Vergleich auf vier weitere Anbieter ausgedehnt (sunrise, Tele2, ImproWare und QuickLine). Das preiswerteste Angebot (Tele2) ist um 20 Prozent günstiger als das teuerste (ImproWare), wobei Letztere dreimal höhere Bandbreiten zur Verfügung stellen. Das BAKOM beobachtet seit 2004 aber eher einen Rückgang des Wettbewerbs im Bereich der Breitbandpreise. Die Anbieter, folgert der Regulierer, zögen es offenbar vor, stattdessen die Übertragungsraten zu erhöhen, da dies geringere Auswirkungen auf ihr finanzielles Ergebnis habe.

Allerdings sollte in Zukunft wieder Bewegung in den Markt kommen, schätzt das BAKOM: Infolge der Liberalisierung der letzten Meile (TAL) im April 2007 dürfte sich auf dem DSL-Markt eine neue Dynamik entfalten, die dem gesamten Breitband-Markt weitere Impulse geben dürfte. Dank der neuen TAL-Regelung würde die Festnetz-Konkurrenz der Swisscom in die Lage versetzt, unabhängig von den Wholesale-Angeboten von Swisscom (die sie bisher für den Wiederverkauf an die Kunden nutzen mussten) eigene neue Services anzubieten.

In der Studie hat das BAKOM das jeweils günstigste Angebot jedes Anbieters analysiert. Ein Index der theoretischen Kosten jedes Dienstes bei einer einheitlichen Übertragungsrate von 1 MBit/s zeige, dass Cablecom das günstigste Preis-Leistungs-Verhältnis anbiete. Den Grund dafür sieht das Bundesamt darin, dass Kabel- (CATV)-Netze prinzipbedingt größere Bandbreiten-Reserven besitzen als ADSL-Netze. Dadurch falle es den CATV-Anbietern leichter, ihre Kunden mit höheren Übertragungsraten zu locken.

In der BAKOM-Studie wurde das Profil eines Nutzers mit mittlerem Verbrauch definiert. Zum einen spielte das Volumen der übertragenen Daten, zum anderen die Nutzungsdauer von Internet-Diensten eine Rolle. Diese Methode erscheint heute möglicherweise überholt, räumt das BAKOM ein, da in der Schweiz die große Mehrheit der Anbieter bereits seit 2002 zahlreiche Produkte mit unbegrenztem Datenvolumen (Flatrate) oder unbeschränkter Nutzungsdauer (always-on) anbietet. Doch gibt es noch immer Dienste für einen geringen Bedarf, die Nutzungsbeschränkungen unterliegen. Damit ein Vergleich mit den Produkten von 2001 möglich wurde, geht die Studie von Werten aus, die ein Übertragungsvolumen von 3 GByte pro Monat (bei 60 Minuten pro Sitzung) und eine Gesamtnutzungsdauer von 40 Stunden monatlich (60 Minuten pro Sitzung) beinhalten. (Tom Sperlich) / (ssu)