Roboter-Leistungsschau ELROB: "Ich wünsche Ihnen viele Probleme"
Fast könnte man meinen, Herman Bruyninckx von Euron wusste schon bei der Begrüßung, mit welchen Schwierigkeiten die Teilnehmer der Roboter-Leistungsschau ELROB zum Auftakt würden kämpfen müssen. Dabei sollte der Wunsch doch nur Ansporn sein.
- Hans-Arthur Marsiske
Der erste Wettbewerbstag bei der Roboter-Leistungsschau ELROB 2007 (European Land-Robot Trial) ging schneller zu Ende als erwartet. Eigentlich hätte es in Monte Ceneri (Tessin) am gestrigen Montag ab 13 Uhr Demonstrationen für die Kooperation von Flug- und Bodenrobotern geben sollen. Aufgrund mehrerer Absagen wurde die Veranstaltung aber auf 15 Uhr verschoben – und war nach einer Stunde schon wieder zu Ende, weil nur ein Team antrat.
Bereits am Vormittag hatten die Veranstalter verkündet, dass der 9,5 Meter lange Zeppelin der Technischen Universität Chemnitz beim letzten Test leider kaputt gegangen sei. Andere Teams hatten sich schon vorher aus dem Wettbewerb zurückgezogen, sodass zunächst noch zwei übrig blieben.
Juha Röning von der Universität Oulu in Finnland zeigte sich bei der Teampräsentation auch durchaus entschlossen, seine beiden Roboter Maahinen (Boden) und Ilmaninen (Luft) ins Rennen zu schicken. Der 3,4 Kilo schwere Flugroboter soll bis zu 30 Minuten in der Luft operieren können und Geschwindigkeiten von bis zu 50 km/h erreichen. Er ist darauf ausgelegt, mit der Bodeneinheit, deren Batterien bis zu zweieinhalb Stunden reichen, zu kooperieren.
Rönings Hinweis, dass der Flugroboter erst vor einem Monat (Freitag, der 13.) seinen ersten Test absolvierte, beugte allerdings allzu großen Erwartungen vor. Da es – anders als in der Schweiz – in Finnland verboten ist, ferngesteuerte Fluggeräte ohne direkte Sicht zu betreiben, seien realistische, an tatsächlichen Einsatzszenarien orientierte Tests ohnehin nicht möglich gewesen. "Ich wusste vorher selbst nichts von diesem Gesetz", sagt Röning.
Die Chance, Ilmaninen erstmals ohne direkte Sicht zu fliegen, scheiterte dann kurz vor Beginn des Wettbewerbs an einem Systemfehler, sodass sich nur ein Team an der Luft-Boden-Kooperation versuchte. Das hatte sich zudem noch spontan und kurzfristig zur Teilnahme entschlossen. Burkhard Wiggerich von der AirRobot GmbH und das Team der Jacobs University Bremen hatten den Plan am Abend zuvor beim Bier entwickelt und kurz getestet, ob ihre Systeme harmonieren.
Brillant war die Darbietung nicht. Zwar konnte Wiggerich mit dem AirRobot schöne Kurven über dem Testgelände fliegen, hatte aber einen stark gestörten Videoempfang, sodass er die orangefarbenen Schilder, die es zu finden galt, nicht erkennen konnte. Die Störungen kamen von den Bremern, die ihre Funksignale verstärken mussten, um ihren Bodenroboter hinter einem Erdwall überhaupt noch zu erreichen. Immerhin gelang es, ein orangenes Schild zu finden. Der AirRobot musste dafür an der Stelle landen, um dem Bremer Roboter eine ungestörte Fahrt dorthin zu ermöglichen.
Die Teilnehmer nahmen es gelassen, schließlich sind das die üblichen Schwierigkeiten. "Die Erfahrungen aus realen Robotereinsätzen, etwa in Afghanistan, zeigen, dass es zwei Hauptprobleme gibt", sagt ELROB-Organisator Frank E. Schneider. "Das ist zum einen das Wetter, zum anderen sind es die Funkfrequenzen." Zudem hatte Herman Bruyninckx vom europäischen Robotiknetzwerk Euron bei der Begrüßung der Teilnehmer am Vormittag ausdrücklich betont, dass es die Probleme seien, die Forschung und Entwicklung voranbrächten. Er wollte den Teams daher auch kein Glück wünschen, denn das sei kein Faktor, mit dem Wissenschaftler und Ingenieure sinnvoll arbeiten könnten. "Ich wünsche Ihnen viele Probleme", schloss er stattdessen seinen Kurzvortrag.
Der Wunsch ist bereits am ersten Tag erwartungsgemäß in Erfüllung gegangen. Und auch am heutigen Dienstag wird es für die Teams nicht einfach: Da gilt es, querfeldein durch den Wald zu fahren. Der vom Regen aufgeweichte Boden wird insbesondere den schwereren Robotern große Schwierigkeiten bereiten und wahrscheinlich für weitere Rückzieher sorgen. Das wiederum könnte in dem dichten Veranstaltungsplan für die nötige Luft sorgen, um dem Team aus Oulu eine zweite Chance geben. Die Finnen hatten nämlich am Montagabend den Systemfehler lokalisiert und würden es gern noch einmal versuchen. Da bei ELROB derzeit noch vor allem das Dabeisein zählt, dürfte niemand etwas dagegen haben. (Hans-Arthur Marsiske) / (pmz)