Schweizer Joint Venture kümmert sich um Elektronikschrott in Afrika

Die Eidgenössische Materialprüfungsanstalt, HP und der Global Digital Solidarity Fund wollen die vor allem in Entwicklungs- und Schwellenländern stark anwachsenden Mengen an Elektro- und Elektronikschrott umweltverträglicher in den Griff bekommen.

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Von
  • Tom Sperlich

Die Eidgenössische Materialprüfungsanstalt (Empa) in Dübendorf startet zusammen mit Hewlett-Packard und dem Global Digital Solidarity Fund (DSF) in Genf ein Projekt, um die vor allem in Entwicklungs- und Schwellenländern stärker als alle anderen Müllberge anwachsenden Mengen an Elektro- und Elektronikschrott ("e-Waste") umweltverträglicher in den Griff zu bekommen. In solchen Ländern fehlen wie in vielen Regionen Afrikas jedoch oft das Know-how und staatliche Richtlinien, um mit dem Abfall ressourcenschonend und nachhaltige Technologien nutzend umzugehen.

Mit dem Projekt, so heißt es in einer Mitteilung der beteiligten Partner, sollen nicht nur die Gefahren für Gesundheit und Umwelt durch unsachgemäßes Entsorgen und Recyceln von e-Waste verringert werden, sondern gleichzeitig auch neue und sichere Arbeitsplätze geschaffen werden können.

In dem nun anlaufenden Afrika-Projekt sollen die Empa-Wissenschaftler ein an die lokalen Verhältnisse angepasstes Konzept für das Management von Elektro- und Elektronikschrott entwickeln, das hilft, die Gesundheit der am Recycling beteiligten Personen zu schützen – und zudem neue und sichere Arbeitsplätze im Recyclingprozess schafft. Konkret analysieren die Empa-Forscher und lokale Wissenschaftler in Marokko, Kenia, Senegal und Tunesien die jetzige Situation im Bereich e-Waste und Recycling und erarbeiten aufgrund ihrer Resultate Empfehlungen, wie dem e-Waste-Problem nachhaltig beizukommen sei. Zudem finanziert HP in Südafrika ein Pilotprojekt für die Sammlung von e-Waste und dessen Zerlegung in Einzelteile. Das Pilotprojekt baut auf eine langjährige Zusammenarbeit der Empa mit Südafrika auf und soll als Musterlösung für andere afrikanische Länder dienen.

Momentan läuft der Großteil des e-Waste-Recycling in Afrika unorganisiert und ohne Aufsicht beziehungsweise Vorschriften ab. Dabei werden zwar wertvolle Materialien wie Gold und Kupfer zurückgewonnen. Auf der anderen Seite können indes giftige Substanzen wie Quecksilber und Blei bei unsachgemäßer Behandlung zu gesundheitlichen Schäden sowie zu Umweltbelastungen führen. Das Problem betrifft nicht nur Afrika: Das Umweltschutzprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) schätzt, dass jährlich bis zu 50 Millionen Tonnen e-Waste weltweit anfallen.

Erfahrungen aus China und Indien zeigen, dass das Recycling von Elektro- und Elektronikmüll meist im informellen Wirtschaftssektor durchgeführt wird und hier Menschen Jobs gibt, die sonst Schwierigkeiten haben, reguläre Anstellungen zu finden. Deshalb wollen die Projektpartner ebenfalls mit Leuten aus diesem Jobsektor zusammenarbeiten, um die Arbeitsmöglichkeiten in diesem Bereich zu stärken und auszubauen.

Für die globale Finanzorganisation DSF geht es außerdem darum, weiterhin mit gutem Gewissen Informationstechnologien als Entwicklungsinstrument für Afrika fordern und fördern zu können, betont der e-Waste-Manager der DSF-Stiftung. Denn je mehr sich afrikanische Länder der globalen Informationsgesellschaft anschließen, desto mehr wachse das Volumen der benötigten und eingesetzten IT-Systeme in diesen Märkten – und damit auch das Problem der e-Waste-Abfallberge. (Tom Sperlich) / (anw)