Neuer Greenpeace-Bericht zu toxischen Materialien in Notebooks

Die Umweltschutzorganisation hat Notebooks von Acer, Apple, Dell, HP, Sony und Toshiba auf toxische Inhaltsstoffe untersucht. Die Verwendung von Brom und bromierten Flammschutzhemmern, PVC und Phathalat-Esthern ist demnach weiter gang und gäbe.

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Von
  • Soenke Zehle

Greenpeace International hat insgesamt 18 Notebook-Modelle der Hersteller Acer, Apple, Dell, HP, Sony und Toshiba auf toxische Inhaltsstoffe untersucht. Der jüngst veröffentlichte Ergebnisbericht (PDF-Datei) ist Teil einer Kampagne zur Vermeidung gesundheits- und umweltschädlicher Substanzen in IT-Geräten. Er zeigt zwar, dass RoHS (Restriction of the use of certain hazardous substances in electrical and electronic equipment) den Einsatz von Schwermetallen bereits reduziert hat, mahnt aber eine Erweiterung der Richtlinie um weitere Stoffe an.

Zu den untersuchten Substanzen gehören Schwermetalle (Blei, Quecksilber, Cadmium, Hexavalentes Chrom), Brom sowie verschiedene bromierte Flammschutzmittel, Polyvinylchlorid (PVC) und Phthalat-Esther (Weichmacher). Schwermetalle waren in den getesten Geräten nicht mehr nachweisbar, Brom und bromierte Flammschutzhemmer, PVC und Phathalat-Esther fanden sich hingegen bei allen Herstellern vor allem in Kabelabdeckungen. Greenpeace verweist aber darauf, dass trotz gegenteiliger Herstelleraussagen inzwischen zumindest bromfreie Hauptplatinen hergestellt werden können, denn auf den von Sony und Toshiba verwendeten Hauptplatinen konnte kein Brom nachgewiesen werden.

Obwohl PVC selbst nicht toxisch ist, verursacht seine Entsorgung Probleme, da PVC Chlorverbindungen freiwerden lässt und seine Verwendung oft den Einsatz toxischer Phathalat-Esther erfordert. Aus Brom- und Chlorverbindungen können bei der Entsorgung (vor allem der Verbrennung) giftige Dioxine und Furane entstehen. Die zum großen Teil in Afrika und Asien stattfindende Entsorgung bleibt daher auch bei der aktuellen Gerätegeneration mit einer erheblichen Gesundheits- und Umweltbelastung verbunden.

Greenpeace will mit dieser Studie die Wirksamkeit der europäischen RoHS-Richtlinie überpüfen, die (ähnlich wie eine vergleichbare chinesische Richtlinie) den Einsatz bestimmter toxischer Substanzen auch in der Elektronikproduktion verbietet. Alle Testgeräte waren RoHS-konform, unabhängig davon, ob sie innerhalb oder außerhalb der EU erworben wurden. Die Umweltorganisation begrüßt dies zwar als Hinweis darauf, dass sich tatsächlich globale Produktionsprozesse verändern, erinnert aber daran, dass RoHS bislang nur einen Teil der getesteten toxischen Substanzen erfasst.

Die aktuelle Untersuchung ist Teil einer Toxics-Elektronics-Kampagne, die neben verschärfter Regulierung auch auf Selbstverpflichtungen der Hersteller setzt. Die Kampagne hatte zuletzt vor allem Apple mit der Forderung nach mehr Umwelt-Engagement konfrontiert und im September die fünfte Ausgabe ihres "Guide to Greener Electronics" veröffentlicht, einem Ranking, das auf einem Vergleich der (in Stichproben überprüften) Selbstverpflichtungen der Hersteller beruht. Greenpeace ist Teil des internationalen Elektronikaktivismusnetzwerks Good Electronics Network. (Soenke Zehle) / (pmz)