Bewertungsplattform für Politiker am Start

"Trupoli" will eine Bewertungscommunity für Politiker in Deutschland bieten; angemeldete Nutzer können etwa Politiker-Zitate nach Glaubwürdigkeit, Zustimmung und Wichtigkeit bewerten und kommentieren. Ähnliches bietet auch "Die Politiker".

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Christiane Schulzki-Haddouti

Trupoli, eine Bewertungscommunity für Politiker in Deutschland, ist nunmehr in der Beta-Preview-Phase. Zugangscodes haben die Betreiber bereits auf einigen Blogs zur Verfügung gestellt. Trupoli veröffentlicht aktuelle Politikerzitate sowie biographische Angaben zu Politikern. Diese sollen Politik nicht nur auf Bundesebene, sondern auch auf Landes- und Kreisebene widerspiegeln. Angemeldete Nutzer bewerten die Zitate nach Glaubwürdigkeit, Zustimmung und Wichtigkeit. Außerdem können sie die Zitate kommentieren. So kann sich etwa zum Zitaten von Dieter Wiefelspütz, wonach "Vorratsdatenspeicherung mit Terrorismusbekämpfung relativ wenig zu tun hat", eine rege Diskussion über die Rolle der inneren Sicherheit in Deutschland entwickeln. "Die Bewertungen bleiben anonym, wie bei einer Wahl auch. Anders verhält es sich mit den Kommentaren, die werden wiederum bewertet", erklärt Johannes Zumpe, Vorstandsvorsitzender der eigens gegründeten Truopoli AG. So soll es "Trupunkte" für den Kommentierer, aber auch Abzüge geben.

Eine kleine Beta-Gemeinde hat bereits die ersten Zitate bewertet und kommentiert. Alle Aussagen, die von Benutzern auf Trupoli eingestellt werden, werden im Sinne einer Qualitätskontrolle von einer Redaktion verifiziert und freigeschaltet. Zum anderen setzt die Redaktion auf die Benutzer, die ihr diffamierende oder auch illegale Aussagen, Kommentare und Aktionen melden. Die Nutzer können auch neue Zitate einreichen, für die sie eine Quelle angeben müssen. Um Quellen jenseits der größeren Lokalmedien überprüfen und dokumentieren zu können, bereitet die Trupoli-Redaktion Kooperationen vor.

Johannes Zumpe hofft, "dass sich die Menschen wieder aktiver an der politischen Diskussion beteiligen und dass die Politiker ihnen wieder zuhören". Er setzt auf einen positiven Kreislauf: "Je mehr sich beteiligen, desto eher hören Politiker zu, desto mehr machen mit." Er sieht das Kerngeschäft von Trupoli in der Politikbewertung im Internet: "Geld verdienen werden wir irgendwann mal mit Meinungsforschung. Das heißt, wir werden Analysen, die über den 'normalen' Informationsgehalt von Trupoli hinausgehen, anbieten." Dabei will Trupoli personenbezogene Daten nie weitergeben.

Finanziert wurde der Aufbau über einen "mittleren sechstelligen Betrag", den die drei Gründer Anian Leistner, Rudolf Zeilhofer und Johannes Zumpe sowie die Business Angels Olaf Jacobi, Friedrich von Diest und Peter Schüpbach aufbrachten. Investiert wurde bisher ein "niedriger sechstelliger Betrag". Die Trupoli AG beschäftigt zurzeit zwölf Mitarbeiter inklusive freie Mitarbeiter und Studenten.

Vor knapp einem Monat starteten bereits Marc Fühnen und Max Schulze eine ähnliche Bewertungsplattform namens Die Politiker. Auch hier kann jeder Politikerzitate veröffentlichen, die dann mit einfachen Kriterien wie "richtig", "unwichtig" und "falsch" bewertet werden. Damit die Plattform nicht zur Drehscheibe von Verleumdungen wird, müssen hier die Zitate nicht bei einer Redaktion eingereicht werden, die sie dann zur Veröffentlichung freigibt, aber eine Quellenangabe ist zwingend erforderlich.

Im amerikanischen Vorwahlkampf spielen solche Bewertungssites bereits eine wichtige Rolle. Auf Websites wie Connect2Elect beschreiben Nutzer Kandidaten hinsichtlich ihrer Themen und Biographie. Dieses Profil können Nutzer dann mit dem eigenen Interessensprofil abgleichen. Websites wie PoliticalBase konzentrieren sich auf Themenvergleiche und wollen die Herkunft und Verwendung von Wahlkampfspenden transparenter machen. (Christiane Schulzki-Haddouti) / (jk)