Syrien läßt Facebook-Zugang sperren
Über die populäre Social-Network-Seite kommunizierten Syrer mit Verwandten und Freunden außerhalb des Landes, innerhalb des Landes stellte die Webseite Verbindungen zwischen politischen und kulturellen Gruppen her.
- Thomas Pany
Wie syrische Facebook-User der Nachrichtenagentur Reuters mitteilten, hat die Regierung den Zugang zur Social-Network-Webseite blockieren lassen. Die Sperre soll Teil eines größer angelegten Vorgehens gegen "politische Aktivitäten" im Internet sein.
Die syrische Regierung unter Präsident Baschar al-Assad lässt politische Kritik nur in geringem Ausmaß zu. Nach Angaben der Nachrichtenagentur wurden in den letzten Wochen Schritte gegen missliebige Veröffentlichungen in Blogs, Foren und andere Webseiten verstärkt. Der Zugang zu unabhängigen arabischen Zeitungen, die in London produziert werden, wie beispielsweise die libanesische Tageszeitung An-Nahar, wird immer wieder blockiert. Auch YouTube und Blogspot sind nach Angaben von Bloggern gesperrt; Microsoft Hotmail soll regelmäßig gesperrt werden.
Mit dem Vorgehen gegen Facebook, das in Syrien zur populärsten Social-Network-Seite avancierte, will man vor allem die Zivilgesellschaft treffen, reklamieren Anwälte von Menschenrechtsorganisationen. Tausende von Syrern sollen über Facebook mit Verwandten und Freunden außerhalb des Landes kommunizieren, innerhalb des Landes stellte die Webseite Verbindungen zwischen politischen und kulturellen Gruppen her.
Möglich, dass hier von Regierungsseite eine Fortsetzung der berühmten Salons, wo sich Intellektuelle und Oppositionelle zum freien Gedankenaustausch trafen, befürchtet wird. Die Salons hatten in einer kurzen Periode des Tauwetters ("Syrischer Frühling") mit einigen bürgerlichen Freiheiten nach Amtsantritt von Baschar (Juni 2000) ihren Höhepunkt. Im Herbst 2001 war der Frühling dann vorbei. (Thomas Pany) / (jo)