AFNic blockiert über 4000 Domains

Die Länderregistry für französische Domains streitet mit dem Registrar EuroDNS über .fr-Domains von Kunden außerhalb Frankreichs, bei denen angeblich Markenverletzungen vorliegen.

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Von
  • Monika Ermert

Die Länderregistry für französische Domains, AFNic hat vor einer Woche kurzen Prozess mit 4465 über EuroDNS registrierten .fr-Domains gemacht. Kunden der Firma EuroDNS rieben sich Anfang der Woche verwundert die Augen, nachdem ihre Domains bei AFNic als "inactif" verzeichnet wurden und die entsprechenden Webseiten nicht mehr zu erreichen waren. Als Grund gibt AFNic in einer Mitteilung Markenrechtsverletzungen bei der Registrierung der Domains durch den Stellvertreter von EuroDNS in Frankreich, Laurent Nunenthal, an. Man habe deswegen EuroDNS bereits einmal verwarnt. Nunenthal habe, erklärte AFNic, zwischen 11. Mai 2004 und 21. Oktober über 4500 .fr-Domains registriert.

Xavier Buck, Geschäftsführer von EuroDNS in Luxemburg, nannte die Begründung gegenüber heise online vorgeschoben. Nunenthal handele, wie auch bei anderen nicht französischen Registraren der ccTLD .fr üblich, als Stellvertreter für die Registrierung der französischen Adressen, die im Mai als eine der letzten Länderdomains in Europa für ausländische Kunden zugänglich gemacht wurden. "Dass Herr Nunenthal für jede Domain selbst als Domaininhaber eingetragen ist, liege an den im Vergleich zu anderen europäischen Registries strengeren Bestimmungen. Für .de-Adressen genügt es , wenn der für einen ausländischen Inhaber auftretende Stellvertreter als administrativer Kontakt geführt wird.

Buck bestreitet auch nicht, dass eine Hand voll Domain-Inhaber sich im Zuge des "Landrush" am 11. Mai, als die fr-Domains für die allgemeine Registrierung freigegeben wurden, als "typosquatter" betätigt haben. "Es handelt sich um etwa 20 von den 4000 Domains", erklärt Buck. Dass deretwegen nun ausnahmslos alle .fr-Domains von EuroDNS gesperrt wurden, vergleicht man bei EuroDNS mit Wild-West-Methoden. "Das Schlimmste ist", meint Buck weiter, "AFNnic hat den Vorwurf erhoben, ein Urteil gefällt und es exekutiert, und zwar alles an einem Tag." Den von AFNic im Sommer per E-Mail übersandten Hinweis bezüglich Markenrechtsverletzungen habe man beantwortet und erklärt, dass man sich den vorgesehenen Schlichterverfahren unterwerfe. Tatsächlich liest sich die AFNic-Begründung für die Totalsperre mager, bedenkt man das Ausmaß der Maßnahme. Die dreimonatige Sperre werde nach den Regeln verhängt, wenn die E-Mail-Adresse des Admin-C oder Eigentümers nicht stimme, die Domain verwaist oder ein Verfahren anhängig sei. All das, versichert Buck, trifft nicht zu. Eine weitergehende Stellungnahme war bislang von AFNic auch auf mehrmalige Anfrage von heise online nicht zu erhalten.

Um für die bei EuroDNS Sturm laufenden Kunden schnell eine Lösung herbeizuführen, hat das Unternehmen nunmehr eine einstweilige Verfügung gegen die Blockade bei Gericht in Versailles beantragt. Gerichtsferien in der kommenden Woche verzögern die Entscheidung dort allerdings noch bis übernächste Woche. "Unsere Gespräche mit AFNic haben keine Lösung ergeben", sagt Buck. Man versuche die Kunden so gut wie möglich zu unterstützen, Seiten wieder online zu bringen. Wer die .fr-Adresse sowieso nur "geparkt" hat, soll erst einmal abwarten. Soweit die .fr-Adresse nicht die Hauptseite ist, nutzen die Unternehmen ihre com-Kanäle, so wie etwa das französische Magazin "Zataz". Die Unternehmen, die die .fr-Adresse als Hauptadresse nutzen, seien teilweise von "erheblichen Verlusten" betroffen, muss Buck dagegen einräumen. Inwieweit Afnic mit Schadenersatzforderungen der geprellten Domaininhaber rechnen muss, ist noch offen. (Monika Ermert) / (jk)