AMD-Chef Meyer gibt auf
Der Verwaltungsrat des von Verlusten geplagten Intel-Konkurrenten meint, AMD mĂĽsse deutlich wachsen, technologisch fĂĽhrend sein und mehr Geld verdienen: "Wir glauben, ein FĂĽhrungswechsel in diesem Moment wird dem Unternehmen helfen, diese Ziele zu erreichen."
Der von Dauer-Verlusten geplagte Intel-Konkurrent AMD sucht einen neuen Chef. Nach zweieinhalb Jahren an der Spitze warf der bisherige Konzernlenker Dirk Meyer das Handtuch. Bis ein dauerhafter Nachfolger gefunden ist, soll Finanzchef Thomas Seifert die Geschäfte führen. Seifert, der 2009 vom deutschen Speicherchip-Spezialisten Qimonda kam, möchte den Job aber nicht dauerhaft übernehmen, hieß es.
Meyer war es nicht gelungen, die Serie von Verlusten zu stoppen und dem großen Erzrivalen Intel nennenswerte Marktanteile abzunehmen. In seine Zeit fiel zwar die strategische Weichenstellung, die Chip-Produktion – darunter auch die Werke in Dresden – abzuspalten und unter dem Namen Globalfoundries an Investoren zu verkaufen. AMD ist inzwischen nur noch zu etwa einem Viertel an dem Geschäft beteiligt. Allerdings brachte der Umbau bisher keine finanzielle Erleichterung: Im zweiten und dritten Quartal waren es ausgerechnet Abschreibungen im Zusammenhang mit Globalfoundries, die AMD wieder in die roten Zahlen drückten.
Das größte Problem hatte der 49-jährige Meyer allerdings von seinem charismatischen Vorgänger Hector Ruiz geerbt: Die teure Integration des Grafikchip-Spezialisten ATI. Ruiz' Vision, die Recheneinheiten von Hauptprozessor und Grafikkarte zusammenzubringen, wird derzeit zwar Realität: Sowohl AMD als auch Intel präsentierten zuletzt integrierte Prozessoren, die durch die Integration der GPU mehr Leistung bei weniger Stromverbrauch bieten sollen. AMD bezahlte für die Übernahme von ATI seit 2006 jedoch einen gewaltigen Preis: Milliardenverluste türmten sich auf, es dauerte Jahre, den Zukauf zu verdauen und die neuen Fusion-CPUs zu entwickeln.
So räumte Verwaltungsratschef Bruce Claflin auch ein, Meyer habe das Ruder bei AMD in einer schwierigen Zeit übernommen und den Konzern stabilisiert. Dennoch machte er unmissverständlich deutlich, dass das Kontrollgremium den Chip-Entwickler Meyer für den falschen Chef hält. AMD müsse deutlich wachsen, technologisch führend sein und mehr Geld verdienen. "Wir glauben, ein Führungswechsel in diesem Moment wird dem Unternehmen helfen, diese Ziele zu erreichen."
Zuletzt musste AMD auch mitansehen, wie ein anderer Konkurrent zum "heißesten" Herausforderer von Intel aufstieg. Der Boom mobiler Geräte wie Smartphones und Tablet-Computer brachte den britischen Chip-Entwickler ARM nach oben. In den weitaus meisten Computer-Telefonen und Tablets stecken Prozessoren auf Basis der ARM-Plattform, weil sie besonders stromeffizient arbeiten. Intel kontrolliert bei Prozessoren zwar rund 80 Prozent des PC-Marktes, tut sich aber seit Jahren schwer, das mobile Geschäft zu knacken.
Vor einigen Tagen sorgte Microsoft für den lautesten Warnschuss für Intel und AMD mit der Ankündigung, die nächste Generation des PC-Betriebssystems Windows werde auch mit ARM-Chips laufen. Experten rechnen zudem damit, dass Smartphones und Tablets mit der Zeit die PC-Verkäufe spürbar drücken könnten.
AMD meldete am Montag auch erste vorläufige Zahlen zum vierten Quartal 2010. So legte der Umsatz um zwei Prozent auf etwa 1,65 Milliarden Dollar zu. Experten hatten nur mit 1,62 Milliarden Dollar gerechnet. An der Börse wog der plötzliche Abgang des Unternehmenschefs aber schwerer: AMD-Aktien sackten im nachbörslichen Handel um fast 4 Prozent ab. Ausführliche Quartalszahlen will das Unternehmen am 20. Januar präsentieren. (jk)