Ackern nach Zahlen: Big Data in der Landwirtschaft

Mithilfe gigantischer Datenmengen zu Wetter und Pflanzenwachstum erstellen Agrarfirmen Pläne, wie Landwirte ihre Felder optimal bewirtschaften können. Ob die das überhaupt wollen, muss sich zeigen.

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Von
  • Philipp Hummel

Big Data ist in der Landwirtschaft angekommen. Der Agrarriese Monsanto sieht in der Datenanalyse und Modellierung die nächste Optimierungsgrenze, die es zu überwinden gilt. Das berichtet Technology Review in seiner aktuellen Juli-Ausgabe (im Heise-Shop erhältlich). Deshalb hat der Konzern das kalifornische Start-up Climate Corporation für fast eine Milliarde Dollar gekauft. „Ein Landwirt trifft für jedes Feld im Jahr etwa 40 bis 50 Entscheidungen, die den Ertrag maximieren sollen“, sagt Kerry Preete, Vizepräsident für den Strategiebereich bei Monsanto. „Diese Entscheidungen fallen momentan vor allem auf Grundlage seiner Erfahrung und Intuition. Sie von objektiven, mathematischen Modellen stützen zu lassen, könnte die Produktivität weiter erhöhen.“

Die übernommene Climate Corporation nutzt eine enorme Menge an Wetter- und Bodendaten, um das Wachstum von Ackerpflanzen zu modellieren. Dazu führt es Angaben zum Ertrag von Pflanzen aus der Vergangenheit mit historischen Aufzeichnungen über das Wetter und den Boden vor Ort zusammen. Sämtliche Informationen fließen in ein Modell, das aus den zurückliegenden Werten Vorhersagen für das Pflanzenwachstum in Zukunft errechnen kann. Diese Computersimulation füttern die Entwickler dann mit örtlich und zeitlich hochaufgelösten Daten aus aktuellen Wettermodellen, um damit Prognosen für die Entwicklung der Pflanzen auf einzelnen Feldern zu erstellen. Mit ihren Berechnungen will die Firma Landwirten helfen, ihre Arbeitsabläufe besser vorauszuplanen und so die Erträge zu optimieren.

Die Landwirte sehen das neue Informationsangebot indes skeptisch. Sie seien misstrauisch, was Verbreitung und Sicherheit der von ihnen bei der Benutzung solcher Software erzeugten Daten angeht, sagt Michael Clausen, Professor für Agrarinformatik an der Hochschule Hannover und Vorsitzender der Gesellschaft für Informatik in der Landwirtschaft GIL. Es bestehe durchaus die Gefahr, dass eine Firma wie Monsanto eine bestimmte Sorte Saatgut künstlich verteuere, auf die der Landwirt aufgrund der Boden- und Witterungsbedingungen nahezu angewiesen ist, um maximalen Ertrag zu erzielen. Auch fürchteten sich manche Landwirte vor Datendiebstahl durch Konkurrenten. Die Climate Corporation ist sich dieses Misstrauens bewusst. Im März war sie Mitgründerin der „Open Ag Data Alliance“. Die unabhängige Körperschaft von Farmern, Industrieverbänden und Agrarunternehmen hat sich neben einem gemeinsamen Konzept für Datenformate auch den Schutz sensibler Informationen auf die Agenda geschrieben.

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(vsz)