Astroturfing bei Twitter

Politik und Lobbyisten nutzen den Kurznachrichtendienst für falsche Graswurzelkampagnen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 84 Kommentare lesen
Lesezeit: 1 Min.

Wissenschaftler an der Indiana University haben Beweise dafür gefunden, dass politische Kampagnen und Lobby-Gruppen in den USA zahllose falsche Accounts beim Kurznachrichtendienst Twitter angelegt haben. Das Ziel dieser Bemühungen scheint zu sein, nach außen den Eindruck einer breiten Graswurzelbewegung zu vermitteln – und damit Meinung zu machen und Wähler zu beeinflussen, berichtet Technology Review in seiner Online-Ausgabe.

Das Forscherteam nutzte spezielle Software-Werkzeuge, um die Aktivitäten aufzudecken, die aus der Netzwerkanalyse stammen. "Wir glaubten, dass so etwas ziemlich normal sein muss", meint Dozent Filippo Menczer, einer der Projektleiter. "Überall dort, wo viele Augenpaare sind, werden sich auch die Spammer hinbegeben. Warum also nicht auch in der Politik?" Das Forschungsvorhaben hört auf den Namen "Truthy Projekt" – eine Referenz an den politischen Comedian Stephen Colbert.

Gefälschte Graswurzelbewegungen sind auch außerhalb des Netzes nicht neu. Der Fachbegriff dafür lautet "Astroturfing" – in Anspielung auf den Markennamen eines amerikanischen Kunstrasens. Menczer und sein Team fanden bei der Arbeit schnell erstaunliche Ergebnisse: Zwei besonders auffällige Twitter-Accounts, die kürzlich geschlossen wurden, verschickten 20.000 ähnlich lautende Tweets. "@PeaceKaren_25" und "@HopeMarie_25" verwiesen dabei fast ausnahmslos auf die Website des Chefs der Republikaner im US-Repräsentantenhaus, John Boehner.

Mehr zum Thema in Technology Review online:

(bsc)