Auftragsfertiger Foxconn boomt

Der taiwanische Auftragsfertiger ist mit seinen Riesenfabriken in China die unangefochtene Nummer Eins der Branche und wird nach Schätzung von Marktforschern in diesem Jahr 50 Prozent des Branchenumsatzes einstreichen.

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Der taiwanische Auftragsfertiger Foxconn baut seine Marktführerschaft dank Großkunde Apple weiter aus und ist nach Einschätzung des Marktforschungsunternehmens iSuppli auf dem Weg, in diesem Jahr über die Hälfte des Gesamtumsatzes der EMS-Branche einzufahren. "Wenn Apple und andere Marktanteile gewinnen, legt auch Foxconn zu", erklärt iSuppli-Analyst Thomas Dinges. Die Marktforscher haben am Mittwoch ihre Top-Ten der EMS-Provider (Electronics Manufacturing Services) für das zweite Quartal vorgelegt.

EMS-Provider sind Auftragsfertiger, an die Markenfirmen ihre Produktion auslagern. Viele EMS-Provider fertigen nicht mehr nur Komponenten oder Baugruppen, sondern gleich das gesamte Endprodukt und übernehmen dabei auch Reparaturen, Vertrieb, Service und die Entsorgung. Einige offerieren sogar komplette Produktentwicklungen. Laut iSuppli ist Foxconn mit 17,1 Milliarden US-Dollar Umsatz im zweiten Quartal der unangefochtene Branchenprimus. Das überwiegend in China produzierende Unternehmen konnte den Umsatz im Vergleich zum Vorjahresquartal um 54 Prozent steigern. Auf den Plätzen folgen Flextronics mit einem Umsatz von 5,9 Milliarden US-Dollar (plus 6,4 Prozent) und Jabil Circuit mit gut 3 Milliarden US-Dollar (plus 4,1 Prozent).

Den überdurchschnittlichen Erfolg Focxconns erklärt iSuppli mit der weltweit erstarkenden Nachfrage nach Unterhaltungselektronik und im Computerbereich. Darüber hinaus profitiere der Hersteller von starken Kunden wie Apple, Dell oder HP. Foxconn stellt Computer, Spielkonsolen und andere Elektronikgeräte her. Für Apple fertigt das Unternehmen unter anderem iPad und iPhone. Im zweiten Quartal hat der US-Konzern 3,2 Millionen iPads und 8,3 Millionen iPhones verkauft. iSuppli rechnet für das Jahr 2010 mit 12,9 Millionen iPads und erwartet, dass sich der Absatz im kommenden Jahr auf über 36 Millionen Stück nahezu verdreifacht, während 2011 über 53 Millionen iPhones ausgeliefert werden sollen.

Hinter der Marke Foxconn steckt der taiwanische Konzern Hon Hai Precision Industry, der Niederlassungen in verschiedenen Ländern unterhält. Das Unternehmen beschäftigt nach jüngsten Angaben über 800.000 Menschen, die meisten in riesigen Fabriken in China. Am chinesischen Standort Shenzhen betreibt Hon Hai einen gigantischen "Campus", auf dem nach unterschiedlichen Angaben zwischen 300.000 und über 400.000 Menschen leben und arbeiten sollen.

Foxconn war zuletzt wegen der Arbeitsbedingungen in den chinesischen Werken und nach zahlreichen Suiziden von Mitarbeitern in die Kritik und unter verschärfte Beobachtung geraten. Das Unternehmen hatte daraufhin wiederholt angekündigt, die Löhne seiner chinesischen Arbeiter zu erhöhen. Foxconn will in China expandieren und weitere Standorte erschließen. Zudem hatte der Konzern angekündigt, den Betrieb der Arbeiterunterkünfte auszulagern und die geschlossenen Wohnstätten offener gestalten zu wollen. Im indischen Foxconn-Werk nahe Chennai (früher Madras) gab es gerade erst eine Massenerkrankung von Mitarbeitern. (vbr)