Bericht: Telekom-Vorstand soll weiblicher werden
Eine Frauenquote gibt es bei der Deutschen Telekom schon seit gut einem Jahr. Nun soll einem Zeitungsbericht zufolge auch der Vorstand des Dax-Konzerns weiblicher werden: Danach sollen drei der sieben Vorstandsposten künftig mit Frauen besetzt werden.
Telekom-Chef René Obermann macht offenbar Ernst mit der Frauenquote: Drei der sieben bisher männlichen Vorstandsmitglieder sollen nach Informationen des Handelsblatts aus Aufsichtsratskreisen durch Frauen ersetzt werden. In einer außerordentlichen Sitzung sollte das Kontrollgremium demnach noch an diesem Montag über die Personalfragen beraten. Es geht der Zeitung zufolge um die Bereiche Europa, Datenschutz, Recht und Compliance sowie das Personalressort. Von der Telekom hieß es dazu laut einem Sprecher nur: "Zum Inhalt der Sitzung gibt es keinen Kommentar."
Dem Bericht zufolge soll Claudia Nemat, bisher Partnerin bei der Unternehmensberatung McKinsey, Europachefin werden. Die Zustimmung des Aufsichtsrats für die Berufung der 42-Jährigen gilt demnach als sicher. Die Stelle ist vakant, seit der bisherige Europachef Guido Kerkhoff im April als Finanzvorstand zu ThyssenKrupp wechselte. Eine Frau soll dem Vernehmen nach auch den bisherigen Compliance-Vorstand Manfred Balz ablösen. Dessen Vertrag läuft zwar noch bis Oktober 2012. Der 66-Jährige höre aber früher auf, heißt es.
Schwieriger wird laut Handelsblatts die dritte Personalie. Da solle auf Wunsch von Obermann die ehemalige Bildungsministerin von Baden-Württemberg, Marion Schick (CDU), an die Stelle von Personalvorstand Thomas Sattelberger treten. Der 62-Jährige gilt als geistiger Vater der Frauenquote bei der Telekom. Sein Vertrag läuft im kommenden Mai aus. Gegen eine Verlängerung seiner Amtszeit gibt es dem Blatt zufolge Widerstand vonseiten der Arbeitnehmervertreter. Diese hätten bereits bei seinem Amtsantritt 2007 Bedenken geäußert. Andererseits gebe es im Aufsichtsrat Zweifel an der Eignung Schicks. Vor ihrer Zeit als Ministerin war sie für den Vorstandsbereich Personal und Recht bei der Fraunhofer-Gesellschaft zuständig.
"Mit mehr Frauen an der Spitze werden wir einfach besser", hatte Obermann im März 2010 nach dem Beschluss zur Einführung der Frauenquote bei der Telekom gesagt. Bis 2015 sollen danach 30 Prozent der oberen und mittleren Führungspositionen im Unternehmen mit Frauen besetzt werden. 22,6 Prozent hatte die Telekom Ende April erreicht.
Seit Monaten wird über eine Quote für Frauen in Spitzenpositionen diskutiert. Bundeskanzlerin Angela Merkel und die zuständige Familienministerin Kristina Schröder (beide CDU) hatten sich gegen eine solche Regelung ausgesprochen. Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (ebenfalls CDU) will eine solche Quote dagegen forcieren. (anw)