Bienen als Arznei-Kurier

Australische Forscher haben ein Verfahren entwickelt, bei dem die Bestäuber ein Pflanzenschutzmittel direkt auf Kirschblüten aufbringen.

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Der Monilinia-Pilz ist unter Obstbauern gefürchtet. Bei befallenen Kirsch- und Apfelbäumen verfaulen die Früchte. Die von dem Schädling ausgelösten Pflanzenkrankheiten, die auch als Fruchtfäule oder Spitzendürre bekannt sind, treten sofort nach der Blüte auf, wenn Gegenmaßnahmen zu spät sind.

Deshalb werden die Bäume meist mit einem scharfen Fungizid gespritzt. Das ist weder besonders kostengünstig – hochspezialisierte Pflanzenschutzmittel sind teuer – noch umweltfreundlich, denn das Spritzmittel gelangt in die Böden und belastet potenziell die Früchte.

Australische Forscher der University of Adelaide wollen nun gezielter gegen Monilinia vorgehen, berichtet Technology Review in seiner Online-Ausgabe. Dabei setzen sie auf einen natürlichen Verbündeten: Bienen. Forscherin Katja Hogendoorn entwickelte mit ihrem Team einen speziellen Spender für ein Gegenmittel – die Sporen eines parasitären Pilzes, der den Monilinia verdrängt, für Mensch und Pflanze aber harmlos ist und nach der Ernte abgewaschen wird. Den Spender platzierten sie am Ausgang eines Bienenstocks. Schwärmten die Bienen aus, nahmen ihre Bestäubungshärchen die "guten" Sporen künftig ganz automatisch auf.

(Bild: Andrew Taylor / Flickr / cc-by-2.0)

Beim Besuch der Obstbäume brachten sie das Gegenmittel zur Pilzinfektion auf diese Weise genau dorthin, wo es hin soll: mitten in die Blüte, denn dort wird schließlich bestäubt. Bei Erdbeeren wird die Technik in Europa schon erfolgreich angewandt. Dem australischen Team gelang es aber nach eigenen Angaben erstmals, sie auch auf Kirschbäume zu übertragen. Die Bienenvölker, die weltweit unter dem sogenannten Colony-Collapse-Disorder-Syndrom (CCDS) leiden, das nach wie vor nicht gänzliche aufgeklärt ist, schädige das nicht, betonen die Forscher. Der Nebenjob als Arzneimittel-Kurier könnte für Imker sogar einen Anreiz schaffen, mehr neue Völker aufzubauen, was wiederum dem CCDS entgegenwirkt.

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(bsc)