Bieterstreit um Kabel Deutschland
Nach Vodafone hat nun auch der US-Medienriese Liberty Global ein Angebot für Deutschlands größten Kabelnetzbetreiber auf den Tisch gelegt. Das Bundeskartellamt wird da ganz genau hinschauen.
Um den deutschen Kabelriesen Kabel Deutschland (KD) entbrennt ein Bieterstreit: Nach Vodafone hat nun auch der US-Medienkonzern Liberty Global ein "vorläufiges Angebot" zur Übernahme des Kabelnetzbetreibers auf den Tisch gelegt, berichtet die Financial Times. Der US-Konzern will demnach rund 85 Euro für eine KD-Aktie zahlen und liegt damit über dem Angebot von Vodafone, das dem Vernehmen nach etwas über 80 Euro pro Aktie bezahlen will.
Über das Interesse beider Unternehmen an Kabel Deutschland wird schon seit Wochen spekuliert. In der vergangenen Woche hatte dann Vodafone nach einigem Hin und Her mit einem vorläufigen Angebot bei dem Kabelnetzbetreiber vorgefühlt, der darauf zurückhaltend reagierte. Vodafone wolle das nun Angebot nachbessern, heißt es bei der Financial Times.
Mit dem Auftritt von Liberty kommt jetzt neue Bewegung in die Verhandlungen. Der US-Konzern ist auf seinem Heimatmarkt hauptsächlich im Mediengeschäft aktiv und hält einige Minderheitsbeteiligungen, unter anderem auch an Kabelgesellschaften. International ist Liberty hingegen eine große Nummer im Kabelgeschäft.
In Deutschland haben die Amerikaner mit Unitymedia und Kabel BW die zwei größten Kabelnetzbetreiber nach KD übernommen und zusammengeführt. Zu den Unternehmen gehören die Kabelnetze in Baden-Württemberg, Hessen und Nordrhein-Westfalen. Darüber hinaus gehören zahlreiche europäische Kabelnetzbetreiber zu Liberty Global. Zuletzt hatten die Amerikaner den britischen Provider Virgin Media geschluckt. Nun will Liberty sein hiesiges Kabelnetz auf ganz Deutschland ausweiten.
Das allerdings dürfte auf heftigen Widerstand des Bundeskartellamts stoßen. Die Wettbewerbshüter hatten zuletzt Kabel Deutschland die geplante Übernahme des vergleichsweise kleinen Regionalnetzbetreibers Tele Columbus untersagt. Mit den drei großen Netzbetreibern unter einem Dach wäre im Prinzip das alte Kabelnetz der Bundespost wieder vereint, das die Telekom auf Druck des Kartellamts um die Jahrtausendwende verkaufen musste.
In den Jahren 1999 und 2000 entstand eine Kabelnetzlandschaft, die bis heute von regionalen Netzbetreibern und verschiedenen Netzebenen geprägt ist. In jüngerer Vergangenheit kam es dann zu einer erneuten Konsolidierung, aus der Kabel Deutschland als größter deutscher Netzbetreiber vor dem aus ish und iesy geformten Unitymedia hervorging, das wiederum mit Kabel BW fusionierte.
Kabel Deutschland aus München ist in 13 Bundesländern vertreten und zählt rund 8,5 Millionen Kundenhaushalte, Unitymedia KabelBW aus Köln in den verblieben drei Ländern Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Hessen mit rund 7 Millionen Kunden. Dazu kommt der kleinere Anbieter Telecolumbus mit rund 2,1 Millionen Kunden. (vbr)