Bilderkennung am Zeigefinger
Ein mit einer Kamera ausgestatteter Ring soll Sehbehinderten helfen, Objekte zu identifizieren und Texte zu lesen.
Normalerweise deuten die Menschen auf Dinge, die sie für interessant halten – oder um zu betonen, worum es bei einem Gespräch gerade geht. Ein neues Projekt von Forschern am MIT will die Zeigegeste nun zu etwas anderem machen: Zu einer neuen Methode, mit der ein Nutzer mehr über seine Umwelt erfahren kann, berichtet Technology Review in seiner Online-Ausgabe. Dazu haben sie einen neuartigen intelligenten Ring entwickelt, der die Umgebung erfassen kann.
Das System hört auf den Namen EyeRing und erlaubt es dem Benutzer, auf ein Objekt zu zeigen und sofort eine Rückmeldung zu erhalten, auf welchen Gegenstand er gerade gedeutet hat. Das Projekt entsteht im Labor von Pattie Maes, einer Professorin am MIT Media Lab. Der EyeRing kann beispielsweise Sehbehinderten als Navigationshilfe und auch als Vorlesegerät dienen: Deutet man auf einen Text, spricht eine Stimme diesen. Denkbar ist aber auch die Verwendung als Übersetzungssystem oder als Lernhilfe für Kinder. Wenn alles klappt, soll aus den Prototypen bald ein kommerzielles Produkt werden.
Maes' Entwicklung besteht derzeit noch aus Kunststoff und stammt aus einem 3-D-Drucker. Der EyeRing enthält eine kleine Kamera, einen Prozessor und ein Bluetooth-Funkmodul. Um das Gerät zu verwenden, drückt man zunächst zweimal auf einen kleinen Knopf an der Seite und spricht dann ein Kommando, um die Wunschfunktion abzurufen. Aktuell kann das System unter anderem Währungen, Texte, Preise auf Preisschildern und Farben identifizieren. Die eigentliche Logik wird in ein Smartphone ausgelagert, wo auch die Bilderkennung vorgenommen wird. Der EyeRing soll später einmal unter 100 Dollar kosten. Bis es so weit ist, muss das System aber noch durch weitere Iterationen gehen. "Aktuell sind wir in einem Stadium, in dem wir zeigen müssen, dass es sich um eine brauchbare Entwicklung handelt", sagt Projektmitarbeiter Roy Shilkrot.
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(bsc)