Billige Mobilfunk-Boxen für abgelegene Regionen

Ein US-Unternehmer macht mit einfacher Technik Dorfbewohner zu kleinen Mobilfunkanbietern – allerdings nicht ganz legal.

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Hilfsprojekte für entlegene Gegenden kranken oft daran, dass ihre Initiatoren das Leben abseits der Zivilisation nicht kennen. Kurtis Heimerl kann das nicht passieren, berichtet Technology Review in seinem Oktober-Heft (am Kiosk oder online bestellbar): Den Großteil seiner Kindheit hat er in den abgelegenen Bergen Alaskas verbracht. Er weiß also, wie hart es ist, ohne Strom, Verkehrsanschluss und anderen Komfort zu leben. Das ist einer der Gründe dafür, warum seine "Village Base Station" gute Chancen hat, dünn besiedelte Regionen mit Mobilfunk zu versorgen.

Heimerls Innovation ist in einer grauen Kiste von der Größe einer Mikrowelle untergebracht. Außen sind Solarmodule befestigt, im Inneren befindet sich Funktechnik. Man muss die Box nur irgendwo aufstellen und über Satellit mit dem Internet verbinden, und schon kann man ein Geschäft als Mobilfunkanbieter beginnen. Heimerls frisch gegründetes Unternehmen Endaga verkauft die Boxen für 10.000 Dollar pro Stück und verspricht, dass sie sich innerhalb von fünf Jahren amortisieren. "Auf dem Land kann man zwar Anbieter wie AT&T um eine Anbindung bitten – aber die interessiert so etwas einfach nicht", sagt Heimerl. Also sei es aussichtsreicher, lokalen Unternehmern zu sagen: "Hier, macht es doch selbst."

Heimerl war nicht von Anfang an ein Telecom-Revolutionär. 2002 schrieb er sich in der Hoffnung, am Internet-Goldrausch teilhaben zu können, an der University of Washington ein. Praktika bei Amazon und Google verleideten ihm allerdings die Arbeit in Großunternehmen. Fünf Jahre später ging er für Microsoft Research nach Indien und begeisterte sich dafür, unversorgten Gebieten Kommunikationsmöglichkeiten zu bringen.

Heimerl und sein Team.

Anschließend arbeitete er für das Programm "Technology and Infrastructure for Emerging Regions" der University of California in Berkeley. Dort stieß er auf OpenBTS, eine Software für die Verbindung von Internettelefonie und Mobilfunk. "Mir fiel sofort auf, was damit möglich wäre", erzählt Heimerl, der noch als Postdoc in Berkeley tätig ist: "Wir müssen diese Technologie so überarbeiten, dass auch Einzelpersonen sie einsetzen können."

Seine "Village Base Station" hatte ihr Debüt 2013 in einem indonesischen Dorf, das vier Stunden Fahrt über schlammige Wege von der nächsten Stadt entfernt liegt. Die Bewohner haben es schwer, Ärzte und Lehrer bei sich zu halten, weil die für jedes Telefonat in die Stadt fahren müssen. Heimerls System versorgt inzwischen 350 Abonnenten, die dem Betreiber 1000 Dollar an Einnahmen pro Monat verschaffen – und entwickelt sich weiter gut.

Der einzige Haken: Das Ganze ist illegal. Denn die Lizenzen für die nötigen Frequenzen liegen bei den regionalen Providern. Indonesische Behörden drückten ein Auge zu, doch allgemein ist Regulierung ein bedeutendes Hemmnis für Heimerls Vision.

Deshalb hat er eine Zwischenlösung entwickelt: Freie Frequenzen werden so lange genutzt, bis sie von einem anderen Provider beansprucht werden. In diesem Jahr will Heimerl in einem Versuch in Südafrika zeigen, dass andere Funkkommunikation dadurch nicht gestört wird. Und dann, so seine Hoffnung, soll sich sein System immer weiter verbreiten – an sämtliche Orte, die sich durch Abgeschiedenheit, offene Frequenzen und Unternehmergeist auszeichnen. (Ted Greenwald) / (bsc)