Bis zu 300 MBit/s: Swisscom schaltet LTE-A-Stufe im Mobilfunknetz ein

Auch der Schweizer Mobilfunknetzbetreiber Swisscom registriert eine ständige Zunahme des Datenaufkommens – zuletzt angeblich eine Verdoppelung pro Jahr. Passend dazu nimmt die Firma jetzt die nächste Beschleunigungsstufe in Betrieb.

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Das grösste Schweizer Telekomunternehmen, die knapp mehrheitlich in Staatsbesitz befindliche Swisscom, führt neue Ausbaustufen der 4G-Mobilfunktechnik ein. Anders als etwa die deutschen Netzbetreiber, die bisher nur LTE einsetzen (Long Term Evolution), sattelt die Swisscom bereits auf LTE-Advanced auf (LTE-A). Dafür bündelt der Netzbetreiber per Carrier Aggregation seine 1800- und 2600-MHz-Spektren für Bruttoraten bis 300 MBit/s.

Damit tritt das Unternehmen in die Fußstapfen der australischen Telstra und südkoreanischen SK Telecom, die LTE-A als erste eingesetzt haben. In deutschen Mobilfunknetzen sind im öffentlichen Betrieb bisher brutto maximal 150 MBit/s möglich. Die Telekom hat LTE-A immerhin schon mal im Rahmen eines Pilotprojekts demonstriert und dabei 600 MBit/s erzielt, Telefónica und Vodafone arbeiten ebenfalls noch intern an LTE-A.

Bisher war noch keine Mobilfunktechnik auf Dauer schnell genug fĂĽr die wachsende Datenflut. Auch das LTE-Advanced mit 300 MBit/s stellt mittelfristig gesehen nur eine Zwischenstufe auf dem Weg zum Gigabit-Moblfunknetz dar.

Spannend zu beobachten wird sein, wie Swisscom die 300-MBit/s-Stufe erreichen wird. Dafür sind bei der gewählten LTE-A-Ausbaustufe insgesamt 40 MHz Spektrum erforderlich. Das will die Swisscom in mehreren Stufen zusammenlegen, denn nachdem die Schweizer Regulierungsbehörde BAKOM im Februar 2012 sämtliche Mobilfunkfrequenzen neu zur Auktion freigegeben hatte, und die Betreiber Swisscom, Sunrise und Orange jeweils neues Spektrum ergattert haben, sind sie jetzt planmäßig gefordert, ihre alten Frequenzbelegungen aufzugeben und die neuen einzunehmen (siehe Tabelle).

Teilweise werden dabei auch GSM-Geräte auf andere Frequenzen umgelagert und die dann freien GSM-Frequenzen LTE und LTE-A zugeschlagen (Spectrum Refarming). Interessant zu sehen ist auch, dass die Swisscom nicht nur den weitaus größten Anteil des Spektrumkuchens ergattert hat, sondern als einziger Betreiber auch Frequenzen für den weltweit noch seltenen, aber vielversprechenden TDD-Betrieb im Portfolio hat (Time Division Duplex).

Spektrumanteile (MHz)
Frequenzband (MHz) Swisscom Sunrise Orange
800 20 20 20
900 30 30 10
1800 60 40 50
2100 60 20 40
2600 95 (davon 45 fĂĽr TDD) 50 40

Diese ursprünglich vom BAKOM angestoßenen Umstellungen sind für den Zeitraum ab Ende Juli bis Mitte August geplant. Die Swisscom meldet dazu, dass es in diesem Rahmen "nachts lokal zu kurzzeitigen Versorgungsausfällen" kommen könne. So kommt es, dass die Swisscom ihr LTE-A zurzeit zwar durchaus mit einer Trägerbündelung startet, und dafür im 2600-MHz-Band auch schon 20 MHz einsetzt, aus dem 1800-MHz-Band zunächst aber nur 10 MHz einbringt. Erst nach Ende der eigenen Umstellungen, die im September 2014 abgeschlossen sein sollen, werde es im Swisscom-LTE-A-Netz dann 2 x 20 MHz geben.

LTE-A hat die Swisscom seit Februar 2014 im Labor getestet. Erste Sendeanlagen sind laut einer Medienmitteilung ab sofort an den Bahnhofs-Hotspots Bern und Lausanne und ab Anfang Juli an stark frequentierten Orten in Bern und Biel eingeschaltet. Bis zum öffentlichen Betrieb wird man sich Plänen zufolge noch bis zum Herbst gedulden müssen. Dann sollen erste geeignete Geräte auch in der Schweiz in den Handel kommen.

Und ebenfalls bis zum Herbst würden dann Zürich, Genf, Luzern, Lugano und Basel für die neue Übertragungsgeschwindigkeit ausgebaut werden. Für das seit November 2012 eingeführte LTE bietet Swisscom bereits eine Versorgung von rund 91 Prozent der Bevölkerung.

Für LTE-A hat die Swisscom ihren teuersten Tarif reserviert, Natel infinity XL. Dieser kostet 169 Franken pro Monat (138 Euro). Aber auch die Kunden mit anderen infinity-Verträgen würden laut dem Unternehmen von LTE-A profitieren, weil dann für sie mehr Kapazitäten in den Funkzellen übrig bleiben. Im Herbst will auch das Mobilfunkunternehmen Sunrise mit LTE-A in Zürich starten. (dz)