Bundeswehr entscheidet sich für bewaffnungsfähige Drohne aus Israel
Die Bundeswehr wird als Überbrückung Heron-Drohnen von Israel Aerospace Industries (IAI) einsetzen. Die Drohnen können bewaffnet oder als reine Aufklärer eingesetzt werden.
Das Verteidigungsministerium hat die Mitglieder des Verteidigungsausschusses des Bundestags darüber informiert, wie die seit 2014 diskutierte Überbrückung beim Einsatz von MALE-Drohnen aussieht (MALE = Medium Altitude, Long Endurance). Danach machte die israelische IAI mit ihrer Drohne Heron das Rennen. Ältere Heron-Modelle wurden von der Bundeswehr in ihrem System zur abbildenden Aufklärung der Tiefe des Einsatzgebietes (SAATEG) bereits in Afghanistan eingesetzt. Die neueren Heron-Modelle können "Effektoren" tragen, also Waffen, doch darüber ist noch nicht entschieden worden.
Die Bundeswehr setzt auf das europäische Konzept MALE2020: Bis 2020 wollen europäische Hersteller um Airbus Defence and Space, Dassault Aviation und Alenia Aermacchi eine eigene, waffenfähige Drohne für mittlere Höhen bei großer Reichweite entwickelt haben. Mit dieser Entscheidung zur "Überbrückungslösung" sind die US-Amerikanischen Predator-Drohnen von General Atomics aus dem Rennen.
Bisherige Drohnen bei der Bundeswehr (6 Bilder)
(Bild: Bundeswehr/Beylemans)
Wie der CSU-Parlamentarier Florian Hahn twitterte, haben die "absehbar nicht nachlassenden Einsätze der Bundeswehr in Mali" und Afghanistan den Ausschlag für die Entscheidung gegeben. Offen ist derzeit noch, mit welchen Waffen die neuen Herons bestückt werden und wie das Betreibermodell aussieht. In Afghanistan hatte sich die Bundeswehr für eine Leasing-Konstruktion entschieden, bei der die Heron-Drohnen von der Airbus-Tochter Airborne Solutions in Bremen gekauft, gewartet und gestartet beziehungsweise gelandet wurden. Erst ab einer Flughöhe von 1000 Fuß durften Bundeswehr-Piloten ans "Steuer". Mit der nun bekannt gewordenen Entscheidung dürfte die seit März 2015 geführte Kampfdrohnen-Debatte neuen Auftrieb bekommen.
[UPDATE, 12.01.2016, 18:30]
Wie Augen Geradeaus! in Erfahrung brachte, denkt man im Verteidigungsministerium wieder an eine Leasing-Lösung, wobei die drei bis fünf anzuschaffenden Drohnen diesmal bis zu ihrem Auslandseinsatz in Israel stationiert bleiben sollen. Die Kosten für diese Lösung sollen bei 600 Millionen Euro liegen. Sollten die Verhandlungen zügig laufen, könnten die neuen Heron-Drohnen bereits im Herbst 2016 für Aufklärungsflüge in Mali eingesetzt werden. Bis dahin sollen dort die Luna-Drohnen der Bundeswehr eingesetzt werden, die allerdings keine Langstreckenflieger sind. (anw)