China forciert Tiefsee-Forschung

Die chinesische Regierung fördert den Bau eine Zentrums zur Erforschung der Tiefsee mit umgerechnet rund 60 Millionen Euro.

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China hat nach einem Bericht der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua mit der Konstruktion eines Zentrums zur Erforschung der Tiefsee begonnen. Die chinesische Regierung setzt große Hoffnungen auf die Förderung seltener Metalle und Methanhydrate aus der Tiefsee. Das Zentrum, das dem Bericht zufolge in der Hafenstadt Qingdao in der Provinz Shandong errichtet wird, soll als Basis für den Betrieb des bemannten U-Boots Jiaolong dienen, das Tiefen von bis zu 7000 Meter erreichen soll. Vergangene Woche war das Boot in einem Test erstmals 3700 Meter tief getaucht. Der Bau der Basis soll rund 495 Millionen Yuan (knapp 60 Millionen Euro) kosten. Wann sie in Betrieb gehen soll, ist nicht bekannt.

Mehr als zwei Drittel des Planeten sind von Ozeanen bedeckt. Zwar ist die Tiefsee bis heute nur bruchstückhaft erforscht, aber man weiß: In ihr schlummern riesige Rohstoffvorkommen – Öl, Erdgas und seltene Metalle. In den 1970er-Jahren ist die industrielle Erschließung der Tiefsee schon einmal erkundet, dann aber aus Kostengründen wieder eingestellt worden. Nun scheint es ernst zu werden: Längst stecken Unternehmen und Industrieländer wie China, Russland, Australien, Kanada oder auch Deutschland erste Claims am Meeresboden ab, läuft die Erkundung der Tiefsee auf Hochtouren. Seit 2002 haben sich die Ausgaben für solche Erkundungen auf mehr als 13 Milliarden Euro versechsfacht.

Auf 34 Milliarden Tonnen Erz werden allein die sogenannten Manganknollen im zentralen Pazifik geschätzt. Das sind kartoffel- bis melonengroße Gesteinsbrocken auf dem flachen Meeresgrund in bis zu 5000 Metern Tiefe, auf denen sich im Laufe von Jahrmillionen metallische Schichten abgesetzt haben. Allein in der „Clarion-Clipperton-Zone“, einem Gebiet 4000 Kilometer westlich von Mexiko, das Deutschland von der Internationalen Meeresbodenbehörde zur Explorationlizenziert hat, lagert in den Knollen 50-mal so viel Kobalt wie weltweit pro Jahr verbraucht wird. Die Knollen enthalten außerdem in geringeren Mengen Kupfer, Nickel, Aluminium und Titan. Hauptbestandteile sind Mangan und Eisen.

Ähnlich wie auf den Knollen haben sich diese Metalle auch auf den Felsen unterseeischer Berge, in Tiefen zwischen 800 und 1500 Meter, in bis zu 15 Zentimeter dicken Krusten abgelagert: Die Metallatome bleiben an absinkendem, totem Plankton haften und „regnen“ auf den Meeresboden. Geschätzte Erzmenge allein im Zentralpazifik: noch einmal 40 Milliarden Tonnen. Eine dritte Art von Erzlagerstätten sind die Massivsulfide – Gesteinstürme, die sich an unterseeischen, 400 Grad heißen Quellen, den „Schwarzen Rauchern“, aus dem mineralreichen Wasser bis zu 70 Meter hoch bilden. Auch sie enthalten Kupfer, Zink, Gold und Silber.

Und schließlich locken noch die Gashydrate. Das ist ein gefrorenes Gemisch aus Wasser und Methan – also Erdgas –, das im Meeresboden der Kontinentalhänge eingelagert ist. Es bildet sich unter hohem Druck und bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt in einer Tiefe von 300 bis 700 Metern. Optimistische Schätzungen gehen von Reserven von bis zu 10 Billionen Tonnen aus – doppelt so viel wie alle bekannten Öl- und Gasvorräte an Land und in den flachen Kontinentalschelfen wie der Nordsee oder dem Golf von Mexiko zusammen. (wst)