Claude Shannon: Codes, Clowns und Jongleure

Die Formeln Claude Shannons seien für viele Probleme des heutigen Lebens bedeutender als die von Einstein, hieß es zur Eröffnung der Ausstellung "Shannon: Codes und Clowns" im Heinz Nixdorf MuseumsForum.

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Von
  • Detlef Borchers

Claude Shannon (5 Bilder)

Claude Shannon: Codes und Clowns

Peggy Shannon erklärt den W.C. Fields-Jongleur (Bild: Detlef Borchers / heise online)

Im Paderborner Heinz Nixdorf MuseumsForum (HNF) ist die Ausstellung Codes und Clowns eröffnet worden, die einen Blick auf die vielfältigen Basteleien von Claude Shannon ermöglicht. Zur Eröffnung erklärte Joachim Hagenauer vom Lehrstuhl für Nachrichtentechnik der TU München, dass Shannons Formeln für viele Probleme des heutigen Lebens bedeutender seien als die von Einstein. Er zeigte dies an so unterschiedlichen Beispielen wie der Suche nach Textplagiaten und der afrikanischen Abstammung des Menschen.

Zu seinem Tode, so verfügte es Claude Shannon in einer Skizze, sollte Pete Fountain mit seiner Truppe den Trauerzug anführen. Darauf sollte der Sarg folgen, den sechs Einradfahrer transportieren, die Witwe, eine Gruppe von acht Jongleuren auf einem Oktopedal, dann drei Körbe mit 100 Dollar-Noten, die drei reichsten Männer der Westküste und ein Wagen, auf dem der Computerexperte David Levy gegen einen Computer Schach spielt. Den Schluss des Trauerzuges sollte eine Folkband mit 417 Spielern bilden. Als Claude Shannon starb, nach langem Leiden an Alzheimer, gab es keinen Trauerzug dieser Art, berichtete seine Tochter Peggy Shannon in Paderborn. Was es jedoch gab, war ein Umzug zahlloser Jongleur-Requisiten, Einräder und Denkzeuge/Spielzeuge in das Museum jenes Institutes, an dem Shannon lange Jahre geforscht, gespielt und gelehrt hatte.

Aus den Beständen dieses Museums hat der Kurator Jochen Viehoff eine Ausstellung konzipiert, die den Begründer der wissenschaftlichen Kryptographie, den "Vater des Bits", von seiner vermeintlich "unwissenschaftlichen Seite" zeigt, als Mensch, für den Theorie und Experiment immer zusammengingen. So ist das berühmte Blechlabyrinth in Paderborn aufgebaut, in dem 1950 die mechanische Maus Theseus lief, aber auch der winzige "wearable Computer". Dieses Gerät hatte Shannon zusammen mit dem Spieltheoretiker Edward Thorp 1961 konstruiert, um in Las Vegas den Neigungswinkel von Roulette-Tischen berechnen zu können, der die Kugelbahn beeinflusst.

Die schwer zu visualisierende wissenschaftliche Arbeit Shannons wird in der Ausstellung mit Originalen seiner Communication Theory of Secrecy Systems und seiner Mathematical Theory of Communication gewürdigt, dazu gibt es Bilder und eine One-Time-Pad-Schallplatte vom Sigsaly-Telefon, mit dessen Sicherheit sich Shannon im Krieg beschäftigte: Wenn Churchill mit Roosevelt oder später Truman konferierte, verschlüsselte diese 55 Tonnen schwere Anlage die Gespräche. Zwei Krypto-Handys der Berliner Gesellschaft für Sichere Mobile Kommunikation mbH verdeutlichen den gewaltigen Sprung, den die Verschlüsselungstechnik gemacht hat.

Der interaktive Schwerpunkt der ersten HNF-Sonderausstellung zu einer einzelnen Person, die bis zum 28. Februar geöffnet ist, bilden indes das Jonglieren und Shannons Denkzeuge. Am 29. November veranstaltet das Museum einen Familientag, an dem sich Kinder in einer Shannon-Spielothek schlau machen können. Die Jugend liegt dem HNF-Geschäftsführer Norbert Ryska besonders am Herzen: Die Austellung sei so konzipiert, "um den Typus Wissenschaftler-Erfinder, wie ihn Shannon beeindruckend verkörpert, unseren jungen Besuchern zur Nachahmung zu empfehlen."

Parallel zur Austellung ist das Shannon-Buch Spielzeug, Leben und die geheime Geschichte seiner Theorie der Information des Medienwissenschaftlers Axel Roch erschienen, der erstmals Shannons Forschungsarbeiten beim National Defense Research Committee auswerten konnte. Shannon arbeitete bei der Flugabwehr an der mathematischen Analyse "irregulärer" Bewegungen und später an der Entwicklung der Pulse-Code-Modulation. (jk)