Computer knüpft Beziehungsnetz

Mit Hilfe neuer Algorithmen versuchen Wissenschaftler, aus Kommunikationsmustern automatisch soziale Netzwerke zu erstellen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 49 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.

Als Google vor einigen Monaten einen eigenen Microblogging-Dienst namens "Buzz" startete, gab die Firma reichlich stolz bekannt, dass es ihr dabei gelungen sei, ein automatisch generiertes soziales Netzwerk aufzubauen. Den Job erledigten Algorithmen, die das Kommunikationsverhalten der Nutzer anhand anderer firmeneigener Dienste wie Google Mail erschlossen.

Die User erfreute die Idee allerdings gar nicht – viele von ihnen empfanden die von Google erfasste Struktur als fehlerhaft, weil sie mit simplen E-Mail-Kontakten eben ganz anders umgehen wollten als mit einem sozialen Netzwerk. Der Internet-Riese musste zurückrudern und Buzz deutlich stärker auf Handbetrieb umstellen als eigentlich vorgesehen. Solche Automatismen, so zeigte sich, können im Netz sogar Schaden anrichten.

Trotz des Vorfalls, der Google einiges an Sympathien kostete, interessieren sich mittlerweile viele Firmen dafür, soziale Verbindungen zwischen Nutzern durch E-Mail oder andere Kommunikationsstränge automatisiert auszulesen, berichtet Technology Review in seiner Online-Ausgabe.

Die mit dem Thema befassten Forschergruppen sind sich dabei durchaus bewusst, dass es noch zahlreiche ungelöste Probleme gibt, bevor Computer soziale Netze wirklich selbstständig analysieren und abbilden können. In einer Studie, die unlängst auf der "WWW2010"-Konferenz im amerikanischen Raleigh vorgestellt wurde, zeigten Wissenschaftler des Internet-Portals Yahoo, dass zunächst einmal bestimmt werden muss, wie sich eine Verbindung zwischen zwei Personen überhaupt erkennen lässt. Sind Menschen schon "Freunde", wenn sie ein paarmal E-Mails ausgetauscht haben? Oder braucht es eine bestimmte Zahl von Kontakten, bevor eine Verbindung "zählt"?

"Beziehungen lassen sich mit der heutigen Technik nie direkt beobachten, sondern nur über Kommunikationsereignisse", so Jake Hofman, Forscher in der "Social Dynamics Group" bei Yahoo Research, die an der Studie beteiligt war. Je nach Interpretation dieser Kommunikationsereignisse bauten Algorithmen ein vollkommen anderes Bild der zu ermittelnden Sozialstruktur auf.

Mehr zum Thema in Technology Review online:

(bsc)