Crowdfunding lässt Weltraum-Nazis fliegen
Bei den 62. Berliner Filmfestspielen feiert die Science-Fictionkomödie Iron Sky ihre Weltpremiere, die bisher größte Produktion mit einer Finanzierung (auch) durch Crowdfunding.
Mit einem Budget von 7,5 Millionen Euro und bekannten Darstellern wie Götz Otto und Udo Kier ist Iron Sky (Trailer) die bisher größte Produktion, die sich zumindest in Teilen auf das Geld einer Internet-Community stützt. Das auf Deutsch Schwarmfinanzierung genannte Modell ist nämlich nur für 10 Prozent des Budgets verantwortlich. Die restlichen 90 Prozent der Finanzierung der finnisch-deutsch-australischen Co-Produktion wurden auf klassische Weise mit Hilfe diverser Filmförderungen und durch die Nutzung von Steuervorteilen in Australien aufgebracht. Erst als es zum Ende der Dreharbeiten zu Finanzierungslücken kam, griff man auf das Modell Crowdfunding zurück.
Geholfen hat dabei, dass es sich bei dem Regisseur von Iron Sky um Timo Vuorensola handelt, einen Star des Internet-Zeitalters. Ihm gelang es 2005 zusammen mit 300 Freunden, einer DVCam-Kamera und einem Budget von geschätzten 10.000 Euro den zumindest im Netz erfolgreichsten finnischen Film aller Zeiten zu erschaffen. Denn die Star-Trek-Parodie Star Wreck: In the Pirkinning um den Commander James B. Pirk brachte es auf über 8 Millionen Downloads im Bittorrent-Netzwerk. Durch diesen Erfolg wurden sogar Major-Firmen und Fernsehanstalten auf den Kultfilm aufmerksam. So kam dieser auf Heim-PCs bearbeitete Amateurfilm in sieben Ländern (u.a. USA, England, Japan) zu einer offiziellen DVD-Auflage und wurde in drei Ländern (Finnland, Belgien, Italien) im Fernsehen ausgestrahlt.
Iron Sky (9 Bilder)
Zwar eröffneten sich Timo Vuorensola durch diesen Erfolg neue Möglichkeiten (siehe auch die Bilderstrecke), aber er vergaß während der sechs Jahre dauernden Entwicklung des Folgeprojekts nicht seine alten Fans. Von Anfang an wurde die Community eng in jede Phase der Produktion von Iron Sky einbezogen und Community-Mitglieder erhielten einen dezidierten Einblick in die Produktion. Timo Vuorensola sprach sie regelmäßig direkt an, schrieb einen Produktionsblog und stellte diverse Detailfragen zur Diskussion.
Die Reaktion war euphorisch und ging so weit, dass Fans eigene Skizzen von Designs zur Verfügung stellten und bei einem Außendreh mehr als 100 Mitglieder der Community aus ganz Europa anreisten, um als Statisten mit dabei zu sein. So entstand schließlich die Idee, die Community im Gegenzug für eine gleichberechtigte Beteiligung an den Erlösen des Films auch um finanzielle Unterstützung zu bitten und damit die Produktion vor dem Aus zu retten.
Bei der Weltpremiere heute Abend werden somit nicht nur große Teile des deutsch-finnischen Teams und die gesamte Schauspielerriege anwesend sein, sondern auch ungefähr 30 der eifrigsten Internet-Finanziers. Im Anschluss erhalten sie auf der Premierenparty die Möglichkeit Udo Kier, Götz Otto und die anderen Stars des Films zu treffen. Oder auch andere Gäste der Premiere, wie etwa Til Schweiger, der angekündigt hat, sich diese Komödie über Nazis, die auf der Rückseite des Mondes überwintert haben und nun die Welt zurückerobern wollen, ansehen zu wollen.
Wie bei Großveranstaltungen üblich werden laut Berlinale für die Iron-Sky-Vorstellungen nach der Weltpremiere noch einige wenige Rückläufer jeweils an den Tageskassen der entsprechenden Kinos erhältlich sein. Wer dennoch leer ausgeht oder in diesen Tagen nicht in Berlin sein kann, muss sich dann bis zum 5. April gedulden, wenn Polyband Medien den Film offiziell in die deutschen Kinos bringt. (jo)