Ctrl-Alt-Del: Wo Bill Gates fehlte, und wo er sich irrte

Ctrl-Alt-Del sei eine ausgesprochen schlechte Idee gewesen, meinte Bill Gates in einem Interview. Bei der Historie dieser von den Nutzern schon imemr als krude empfunden Tastenkombination mag den Microsoft-Mitgründer aber sein Gedächtnis trügen.

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Von
  • Detlef Borchers

Im Rahmen einer Wohltätigkeitsveranstaltung an der Universität Harvard hat Microsoft-Gründer Bill Gates bei einer Diskussion mit Studenten (Vido, ab 16:47) zugegeben, dass die Tastaturkombination Ctrl-Alt-Del eine ausgesprochen schlechte Idee war. Man habe diese Form des Systemabschlusses nur eingeführt, weil IBM dafür beim PC keine eigene Taste spendieren wollte.

Bill Gates war zuvor von seinem Interviewpartner David Rubenstein nach dem Sinn des "Drei-Finger-Salutes" gefragt worden, der in Deutschland auch als "Affengriff" bekannt ist. Weil IBM keine eigene Taste spendieren wollte, habe man eine Low-Level-Routine eingefügt, antwortete Gates. Dies sei im Nachhinein gesehen ein Fehler gewesen. Gates' Aussage stimmt zumindest nicht in dem Punkt, dass Microsoft auf diese "Lösung" verfallen sein soll, wenn der IBM-Ingenieur David Bradley Recht hat. Nach eigener Aussage war er es, der die Tastatur-Kombination festlegte – im Video ist zu sehen, dass sich Bill Gates darüber nicht eben freute.

Zur Frage der Sondertaste gibt es unterschiedliche Antwortmöglichkeiten. Zum originalen "Personal Computer" lieferte IBM eine abgespeckte Tastatur mit nur 83 Tasten aus, bei der 10 Funktionstasten zudem als Block auf der rechten Seite lagen. Eine Sondertaste zum Aus- und Einloggen gab es nicht. Zu dieser Zeit hatte die Firma teurere Terminal-Tastaturen im Angebot, die mehr Tasten zur Verfügung hatten.

Erst mit dem IBM-AT änderte sich die Lage. Die zuerst mitgelieferte Tastatur hatte 84 Tasten. Der Neuzugang trug den Namen SysRq, in Deutschland S-Abfr. Ausgeschrieben ist die Tasten-Funktion der "System Request", der im BIOS einen eigenen Interrupt (INT 15) spendiert bekam, gedacht für eine Anfrage mit hoher Priorität, vorbei an allen Anwendungen, um sich an- oder abmelden zu können. Die SysRq-Taste gehörte zu den Entwurf eines Multitasking-Systems, das später OS/2 heißen sollte.

Die eigene Taste und die zugehörige BIOS-Funktion war jetzt da – wurde aber von Microsoft fortan geflissentlich ignoriert. Das hatte Folgen: Schon mit der nächsten Tastaturen-Generation von 101 bzw. 102 Tasten verkümmerte SysRq und wurde mit der Drucktaste zusammengelegt. Fortan mussten zwei Tasten (Alt-SysRq) gedrückt werden, um die Systemabfrage abzuschicken. Heute spielt die Sondertaste keine Rolle mehr – es sei denn, man will einen verwirrten Pinguin bändigen. (jk)