D21: Daten als Leitwährung der Zukunft
Auf dem Jahreskongress der Initiative D21 beschäftigten sich Vertreter aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik in Hannover mit der Frage, ob persönliche Daten in einem digitalen Wirtschaftskreislauf künftig zur Leitwährung werden können.
Personenbezogene Daten als Leitwährung in einem digitalen Wirtschaftskreislauf – mit dieser Frage haben sich Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft auf dem Jahreskongress der Initiative D21 in Hannover beschäftigt. Damit sollte auch das "verzerrte Bild", das in der aktuellen Diskussion über das Datensammeln vorherrsche, wieder ein bisschen gerade gerückt werden. Geladen hatte die Initiative auf das Expo-Gelände, wo sich einiges tut. Im ehemaligen Bertelsmann-Pavillon "Planet Media" wird der Planet MID gestartet, erklärte der Präsident der Fachhochschule Hannover, Werner Andres: ein interdisziplinäres Forschungszentrum mit den Fachrichtungen Medien, Information, Design. In ihm soll in "Living Labs" untersucht werden, wie Anwender mit neuer Technik umgehen.
Dass zwischen den tollen neuen Geräten und ihrer tatsächlichen Ankunft im Alltag eine Diskrepanz besteht, war Thema des Eröffnungsvortrages zum D21-Kongress, den Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) im deutschen Pavillon hielt. Maizière berief sich dabei auf eine Studie der Initiative, nach der zwar 43,6 Millionen Bundesbürger online sind, aber nur eine Minderheit von 26 Prozent unter diesen Onlinern alle "Möglichkeiten und Chancen der digitalen Welt" ausschöpft. Nach de Maizière dürften nicht diese 26 Prozent die Richtung bestimmen, sondern es müsse ein breite gesellschaftliche Diskussion über die zukünftige Ausgestaltung des Internets geben.
In seiner Rede bezeichnete der Innenminister es als Vorteil, dass seine Referenten dank Google viel über die Teilnehmer des Kongresses wissen, nannte aber auch den Nachteil der Datenspuren, die diese bei der Recherche hinterlassen haben. De Maizière warnte vor übertriebenen Ängsten vor großen Datenspeichern, wie sie im Protest gegen die Vorratsdatenspeicherung zum Ausdruck gekommen sein. Was der Staat zum Schutz der Sicherheit seiner Bürger unternehme, sei nicht mit dem Datensammeln von Privatfirmen vergleichbar.
Philipp Schindler von Google, Stefan Groß-Selbeck von Xing, Constanze Kurz vom Chaos Computer Club und York von Heimburg von IDG mit de Maizière diskutierten die Frage, ob Daten eine neue Leitwährung sein könnten, blieben dabei aber unverbindlich. In der "kostenlos-Kultur" des Internet "bezahlt" der Anwender Informationen mit der Preisgabe seines persönlichen digitalen Profils, so die Ausgangsthese der Referenten. Wer über diese neue Leitwährung Bescheid weiß, könne als mündiger Bürger selbst entscheiden, ob er dieses Modell akzeptiert und Teil der digitalen Wirtschaft wird.
Philipp Schindler kritisierte die negative Grundhaltung gegenüber Datensammlern in Deutschland, die dazu führe, dass Bürger den Mehrwert von Informationsdiensten wie Street View nicht erkannten. York von Heimburg meinte, dass das Vertrauen die eigentliche Leitwährung der Zukunft sei und verwies auf das Beispiel Schweden, in dem die Steuerdaten aller Bürger öffentlich sind. Für Constanze Kurz sind nicht die Daten, sondern vielmehr die unkontrollierte Verbindung von Daten beim Data Mining eine Gefahr für die Gesellschaft.
Moderator Jo Groebel warf die Frage nach der Medienkompetenz auf und wollte die Schulen stärker in der Verantwortung sehen, aufgeklärte Internet-Nutzer zu erziehen. Das wiederum fand de Maizère übertrieben. Von bewusster Ernährung über ein besseres Gesundheitsverständnis bis zur Internet-Kompetenz würden die Schulen mit Anforderungen überfrachtet.
(vbr)