Daniel Domscheit-Berg: Transparenz ist "alternativlos"
Der Ex-Wikileaks-Sprecher und heutige Piraten-Geschäftsführer in Brandenburg fordert in einem Essay ein Ende des "Outsourcing von Verantwortung" durch Politik und Behörden.
Daniel Domscheit-Berg, ehemaliger Wikileaks-Sprecher und heutiger politischer Geschäftsführer der Piraten in Brandenburg, hat in einem Essay für Technology Review ein Ende des "Outsourcing von Verantwortung" gefordert. "Ich kann und will mir aber nicht vorstellen, dass wir auch in einem Jahrzehnt noch über den Nutzen von Open Government debattieren müssen. Wir sollten bis dahin längst regelmäßige Bürgerbeteiligung auf Augenhöhe haben, inklusive Open Data, also der Veröffentlichung aller Informationen der Verwaltung."
Für ihn sei diese Entwicklung "alternativlos". Geschlossene wie auch geheime Systeme hätten immer eine schleichende Korrumpierung zur Folge. "Dies kann man nicht einmal den beteiligten Menschen vorwerfen – es ist ein strukturelles Problem und als solches muss es angegangen werden. Bankenkrisen, Abhörskandale – all das sind schließlich keine Entwicklungen, die Naturgesetzen folgen."
Die Zeit von Outsourcing sei nicht nur in der IT-Industrie abgelaufen, sondern genauso in Bezug auf gesellschaftliche Verantwortung. Die konstante Flut von Informationen in Echtzeit in einer digitalen Welt sei auch ein Fluch. "Die Einordnung, aber auch Priorisierung dieser Informationen wird zu einer Schlüsselkompetenz für uns alle werden." Je mehr politische Entscheidungen mit Hilfe des Internets gefällt werden, umso wichtiger werde es, dass auf den Datenschutz Verlass sei. "Während staatliche Informationen öffentlich sein sollten, müssen private Daten geschützt sein. Der NSA-Abhörskandal zeigt leider, dass genau das Gegenteil der Fall ist."
Domscheit-Berg hatte nach seinem Abgang bei Wikileaks im Jahr 2010 mit dem Aufbau einer eigenen Plattform begonnen. Das Projekt "Openleaks" lebe noch und werde weitergefĂĽhrt, sagte er.
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(bsc)