Datamining in Patenten: Mathematiker untersuchen Innovationskraft
US-Forscher haben an von Daten des US-Patentamts aus den letzten 200 Jahren analysiert, wie Erfindungsprozesse ablaufen. Sie wollten wissen, ob Erfindungen eher eine Verfeinerung existierender Technologien sind oder neue Kombinationen eine Rolle spielen.
Neue Dinge entstehen normalerweise, indem man alte in neuer Weise zusammenfĂĽgt. Das glauben auch viele Ingenieure. Hyejin Youn von der University of Oxford und Kollegen wollten jedoch untersuchen, ob diese Ansicht wirklich begrĂĽndet ist, berichtet Technology Review in seiner Online-Ausgabe. Sie nahmen sich Daten des US-Patentamts vor, die bis zum Jahr 1790 zurĂĽckreichen.
Mit ihrer Hilfe lieĂź sich die Probe aufs Exempel machen: Sind Erfindungen eher eine Verfeinerung existierender Technologien, in der bekannte Kombinationen aus mehreren Technologien weiterentwickelt werden? Oder spielen auch neue Kombinationen eine Rolle?
Die Ergebnisse ihres Patent-Dataminings zeichnen nun erstmals ein genaueres Bild. Danach sind rund 40 Prozent aller angemeldeten Erfindungen eine Variante bereits bekannter Kombinationen von Technologien. 60 Prozent hingegen bauen auf ganz neuen Kombinationen auf, auf die zuvor niemand gekommen war. Diese Erkenntnis ist nicht nur von akademischem Interesse. Offensichtlich ist der schlichte "Random Walk" durch Permutationen von Technologien nicht die wichtigste Quelle von Technologien.
Hier tut sich eine interessante Parallele zur DNA-basierten Evolution von Lebensformen auf. Auch die ist ein kombinatorischer Prozess, der auf einer begrenzten Zahl von chemischen Bausteinen aufbaut – den Genen, die Proteine kodieren. Die Formenvielfalt, die daraus entsteht, ist dennoch beachtlich. Ähnlich ist es auch bei Erfindungen: Die Zahl der bereits vorhandenen und sinnvoll kombinierbaren Technologien ist ebenfalls begrenzt. Youn und Kollegen empfehlen, die Natur solcher kombinatorischen Prozesse noch gründlicher zu erforschen. Dadurch könnte sich ein Weg eröffnen, die technische Evolution auch quantitativ zu bewerten.
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(bsc)