Der Anästhesist aus dem Computer: Softwaregesteuertes künstliches Koma

Amerikanische Forscher entwickelt derzeit ein Medizintechnikgerät, bei dem ein Computer den Anästhesisten im Krankenhaus ersetzt.

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Amerikanische Forscher entwickelt derzeit ein Medizintechnikgerät, bei dem ein Computer den Anästhesisten im Krankenhaus ersetzt, berichtet Technology Review in seiner Online-Ausgabe. Emery Brown, Neurowissenschaftler am MIT und selbst Anästhesist am Massachusetts General Hospital, glaubt, dass eine solche Lösung wesentlich sicherer wäre – zumindest in bestimmten Fällen wie dem künstlichen Koma.

Die Gehirnaktivitätsmuster, die Ärzte überwachen, um das künstliche Koma aufrechtzuerhalten, seien genau definiert und von einem Computer feststellbar. Tatsächlich sei eine Software genauer als das menschliche Auge, wenn es darum geht, zu erkennen, ob das Aktivitätsmuster eines Patienten vom Idealbild abweicht. Ein automatisiertes System könnte so jeweils die genau richtige Dosis eines Anästhetikum geben, glaubt Brown.

Die Technik könnte eines Tages auch im Operationssaal Verwendung finden, hofft der Neurowissenschaftler. Auch hier seien die EEG-Parameter wohl bekannt. Andere Forschergruppen arbeiten an ähnlichen Ideen wie der MIT-Forscher. Johnson & Johnson hat mit Sedasys ein Gerät entwickelt, das die lokale Betäubung bei Darmkrebs-Screenings automatisieren soll. Es ist in den USA bereits vor einigen Monaten zugelassen worden und soll Anfang 2014 in den Handel gelangen.

Mark Newman, Anästhesist an der Duke University, glaubt, dass solche Systeme im Krankenhausbetrieb hilfreich sein könnten. Allerdings gibt er zu bedenken, dass das Monitoring eines Menschen im künstlichen Koma aus viel mehr besteht als nur dem Blick auf die korrekten EEG-Werte. Herz- und Nierenaktivitäten müssten ebenfalls beobachtet werden. Eine vollständige Automatisierung des Prozesses sei daher derzeit noch nicht denkbar – zumindest aber eine Entlastung des Medizinpersonals.

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(bsc)