Deutsche Post steigt in Online-Werbemarkt ein

Die Berliner Nugg.ad bietet mit dem sogenannten Behavioral Targeting gezielte Adressierung der Online-Werbung, die sich an den Interessen der Internetnutzer ausrichten soll. Die Deutsche Post will mit der Übernahme der Firma neue Geschäftsfelder erschließen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 43 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Jürgen Kuri

Die Deutsche Post will nicht nur mit dem heftig umstrittenen ePost-Brief im Online-Geschäft reüssieren: Der Konzern, der sich selbst als "weltweit führender Post- und Logistikkonzern" bezeichnet, steigt auch in den schnell wachsenden Online-Werbemarkt ein. Die Post kauft dafür den Werbedienstleister Nugg.ad aus Berlin, wie Post-Marketingchef Ingo Bohlken der Frankfurter Allgemeine Zeitung sagte. "Damit wollen wir dem europäischen Werbemarkt eine dauerhaft unabhängige Technologie-Plattform zur Verfügung stellen", so Bohlken. Zum Kaufpreis wurden keine Angaben gemacht. Nugg.ad ist inzwischen in zwölf europäischen Ländern aktiv, arbeitet aber noch mit Verlust.

Die Post übernimmt nach eigenen Angaben die Anteile der drei Investoren BMP, Media Ventures und European Founders Fund der Samwer-Brüder, die unter anderem als Gründer des an eBay verkauften Auktionshauses Alando und des Klingeltonvertriebs Jamba bekannt wurden. Auch das Management von Nugg.ad habe einen Teil seiner Anteile abgegeben, sich aber verpflichtet, in den kommenden drei Jahren im Unternehmen zu bleiben, erklärte der Konzern gegenüber der FAZ. Für die Post sei die Übernahme Teil der "Strategie 2015", mit der das Unternehmen neue Geschäftsfelder im Internet sucht. Bisher habe der Konzern nur wenig Online-Werbung für kleine und mittlere Unternehmen verkauft. "Mit dieser Investition in die führende Targeting-Technologie erschließt sich der Konzern ganz im Sinne seiner Strategie 2015 neue Wachstumsfelder im Online-Marketing", hieß es bei der Post. Weitere Akquisitionen seien möglich, aber bisher nicht geplant.

Die Berliner Nugg.ad bietet mit dem sogenannten Behavioral Targeting gezielte Adressierung der Online-Werbung, die sich an den Interessen der Internetnutzer ausrichten soll – eine Technik, die bei Internetnutzern immer wieder auf starke Bedenken wegen des Erstellens von Nutzerprofilen und Protokollierung des Nutzerverhaltens stößt. Wohlweislich betonte die Post daher in ihrer Erklärung zur Übernahme, dass der "klare Fokus auf Datenschutz und Nachhaltigkeit überzeugt" habe. Bereits 2008 hatte Stephan Noller von Nugg.ad in einem Interview mit Technology Review betont, die Abstimmung von Werbung auf Nutzerprofile sei bei Weitem nicht so leicht, wie sich das die Betreiber etwa von Social Networks vorstellten: "So einfach, wie das klingt, ist es nicht – selbst wenn es überhaupt keine Datenschutzbedenken gäbe." Angesichts der Datenbestände der Post und der Targeting-Technik von Nugg.ad dürften sich die Datenschutzbedenken allerdings durch die Übernahme nicht gerade vermindern. (jk)