Deutsche Telekom sieht Stabilisierung in USA und Deutschland

In Deutschland konnte die Telekom weiter bei Breitbandanschlüssen zulegen, die Zahl der Mobilfunk-Kunden sank – weil der Konzern sogenannte "inaktive Prepaid-Karten" stilllegte.

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Von
  • Jürgen Kuri

Die Deutsche Telekom hat im zweiten Quartal weniger verdient als im Vorjahr. Der bereinigte operative Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) ging um 4,7 Prozent auf 5,0 Milliarden Euro zurück. Der Umsatz sank um 4,4 Prozent auf 15,3 Milliarden Euro. Unterm Strich verdiente die Telekom 475 Millionen Euro nach 521 Millionen Euro im Vorjahr, ein Minus von 8,8 Prozent.

In Deutschland sank der Gesamtumsatz im zweiten Quartal im Vergleich zum gleichen Vorjahresquartal um 0,4 Prozent auf 6,2 Milliarden Euro, davon erzielte der Festnetzbereich 4,5 Milliarden Euro (ein Minus von 2,9 Prozent), die Mobilfunksparte 2,1 Milliarden Euro (ein Plus von 5,5 Prozent). Das bereinigte EBITDA in Deutschland legte um 2,4 Prozent auf 2,4 Milliarden Euro zu. Das EBITDA im Festnetz sank um 3,3 Prozent auf 1,5 Milliarden Euro, beim Mobilfunk wuchs es um 14,3 Prozent auf 912 Millionen Euro. In den USA legte der Umsatz um 6,9 Prozent auf 4,2 Milliarden Euro zu, das bereinigte EBITDA sank um 4,8 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro.

Beim Netto-Konzerngewinn wirkte sich die Entkonsolidierung der britischen Tochter mit rund 200 Millionen Euro besonders negativ aus. Seit diesem Quartal wird die britische Tochter T-Mobile UK entkonsolidiert, nachdem die Telekom sie in das Gemeinschaftsunternehmen mit der France-Telecom-Tochter Orange eingebracht hatte. Diesen Effekt herausgerechnet wäre der Umsatz im Quartalsvergleich um 0,9 Prozent gestiegen, das bereinigte EBITDA um 1,9 Prozent gesunken. Der Überschuss hätte sogar um 20,5 Prozent zugelegt.

Einen Lichtblick lieferte das US-Geschäft: In den USA verlor die Telekom vor allem Prepaid-Kunden, die Zahl der Vertragskunden legte um 106.000 zu, Rückgänge bei Prepaid-Karten ergaben insgesamt einen Rückgang der Kundenzahl gegenüber dem ersten Geschäftsquartal. Im Jahresvergleich stieg die Kundenzahl insgesamt von 33,5 auf 33,6 Millionen. Gleichzeitig wuchs bei der US-Tochter der Datenumsatz je Kunde um 70 US-Cent auf 11,60 US-Dollar.

Nach Ansicht der Telekom hat sich zudem das "Deutschlandgeschäft stabilisiert". Der Breitbandmarktanteil im Festnetz habe seit 2007 stabil bei mehr als 46 Prozent gehalten werden können; im zweiten Quartal habe der Anteil der Telekom an den Netto-Neukunden im Breitbandgeschäft 52 Prozent betragen. Außerdem sieht die Telekom sich mit ihrem IPTV-Angebot auf der Erfolgsschiene: 1,3 Millionen Kunden habe man bislang für TT-Entertain gewinnen können. Die Zahl der Anschlussverluste sank im zweiten Quartal 2010 auf 315.000 und damit auf den niedrigsten Wert in einem Quartal seit Ende 2005. Insgesamt hatte die Telekom zum 30. Juni 2010 25,5 Millionen Festnetzanschlüsse an die Kunden gebracht, ein Minus im Jahresvergleich von 6,2 Prozent. Die Zahl der Breitbandanschlüsse stieg um 2 Prozent auf 13,9 Millionen, davon wurden 11,8 Millionen (plus 5 Prozent) über Vertragspartner vermarktet.

In Deutschland sank die Zahl der Mobilfunkkunden der Telekom nach Angaben des Konzerns im ersten Halbjahr um 2,2 Millionen auf 37 Millionen. Hauptursache: Die unter anderem von Verbraucherschützern scharf kritisierte Kündigung von Prepaid-Karten, auf denen nach Ansicht der Telekom zu wenig beziehungsweise kein Umsatz anfällt. Die Telekom bezeichnet dies als "Ausbuchung inaktiver Prepaid-Kundenkarten", für die Kunden bedeutet es, dass ihre Handys anschließend schlicht stillgelegt sind. Insgesamt sank damit die Zahl der Prepaid-Kunden bei der Telekom um 2,5 Millionen auf 19,8 Millionen. Die Zahl der Kunden mit Mobilfunk-Laufzeitverträgen sei dagegen mit 17,2 Millionen nahezu konstant geblieben.

In Deutschland beschäftigte die Telekom im zweiten Geschäftsquartal 79.729 Mitarbeiter, das sind 6,4 Prozent weniger als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahrs. (jk)