E3: Ubisoft punktet mit Vielfalt und Charme
Französische Revolution, Erster Weltkrieg und Seuchenausbruch in der nahen Zukunft - Ubisoft hat ein Herz für reale und fiktive Geschichte(n).
Ubisoft hielt sich bei der Pressekonferenz am Vortag der Spielemesse E3 an die uralte Zaubererregel: Zeige die besten zwei Tricks zu Beginn und zum Ende der Vorstellung. Los ging es mit den ersten fünf Minuten aus Far Cry 4, dem erstaunlich schnell fertig gestellten nächsten Teils der Action-Serie. Von Kopfschüssen bis zum Selfie eines irren Diktators mit der Hauptfigur brannten die Designer ein vortrefflich aussehendes Feuerwerk ab.
E3 Ubisoft (5 Bilder)
Auf Action setzt Ubisoft auch mit der Neuentwicklung Tom Clancy's The Division. Der Online-Titel spielt in einer nahen Zukunft, in der die Bevölkerung von New York unter den Folgen einer tödlichen Seuche leidet. Die gezeigten Szenen waren zwar beeindruckend, gezeigt wurde jedoch leider nur das Intro-Video – Spielszenen hatte es zuvor auf der Pressekonferenz von Microsoft gegeben, die eine Straßenkampf-Szene mit allerlei elektronischen Spielzeugen zeigte. Sie schlug in dieselbe Kerbe wie "Call of Duty: Advanced Warfare", das Activision ebenfalls im Herbst veröffentlichen will.
Rasen und Tanzen
Ein Trailer, der ebenfalls stark auf Zeitrafferaufnahmen setzte, war auch das einzige, was vom Action-Rennspiel "The Crew" zu sehen war. Mit den gesamten USA als Spielumgebung rasten grafisch beeindruckend mehrere Autofahrer von Miami nach Los Angeles, allerdings nicht immer ganz geografisch korrekt. Der Ozean liegt bei der Fahrt von San Francisco nach Los Angeles auf der rechten Seite.
Immer in Bewegung bleiben: Just Dance 2015 für die letzte und die aktuelle Konsolengeneration von Microsoft, Nintendo und Sony erlaubt es den Spielern, pardon, Tänzern, eigene Videos mit anderen Spielern online zu teilen, die diese dann nachtanzen dürfen. Just Dance Now ist eine kostenlose Variante für mit Smartphone bewehrte Tänzer. Die Gratis-App synchronisiert wahre Heerscharen von Spielern und stellt fest, wer den Bewegungen am besten folgt. Das zeigten mehrere Dutzend Tänzer auf der Bühne und im Publikum. Fitness-Muffel spricht auch Shape Up an. Das Spiel für Xbox One ist einer der wenigen Titel, der noch auf die Kinect-Kamera setzt. Im Mini-Spiel Piano Step muss man wie in Dance Dance Revolution die Füße auf vier mögliche Positionen bewegen, bei einem Liegestützen-Wettbewerb zwischen zwei Entwicklern bewegten diese mit ihrem Körper auf dem Bildschirm angezeigte Tiere und Statuen.
Revolution, Weltkrieg und dynamische Zerstörungseffekte
Spielbar wurde es auch bei "Assassin's Creed: Unity", das zur Zeit der französischen Revolution spielt. Vier Attentäter sorgen dafür, dass Revolutionäre erfolgreich eine Hochburg des Adels erstürmen können. Dabei beeindruckte die Zuschauer die detailreiche Optik, insbesondere die sehr gut animierten Gesichtszüge der Charaktere in Nahaufnahme. Das zweite Geschichtsspiel, wieder nur per Trailer vertreten, heißt "Valiant Hearts: The Great War". Es erzählt in schlichter Grafik auf anrührende Weise die Geschichte von vier Soldaten im Ersten Weltkrieg. Pet project nennt man in den USA ein solches Liebhaberstück: Es macht einen tollen Eindruck, wird jedoch nie die Millionen eines Teils der Assassin's-Creed-Reihe verkaufen.
Mit "Rainbow Six: Siege" entließ Ubisoft die Besucher: Nach sechs Jahren Pause gingen im aufgezeichneten Level fünf Rettungskräfte auf fünf Hausbesetzer los, die noch dazu eine Geisel genommen hatten – da blieb kein Auge trocken und keine Wand heil. Dynamische Zerstörungseffekte sorgten dafür, dass die typisch amerikanische Hauswand aus Holz und Pappe wie ein Schweizer Käse aussah und nicht mehr als besonders gute Deckung zu gebrauchen war.
Chapeau, Ubisoft: Die Firma lieferte erneut die beste E3-Pressekonferenz ab. Die Mischung aus Altbewährtem, Neuentwicklungen und neu interpretierten Spielen ist prächtig – nicht von ungefähr zahlen Microsoft und Sony dem Hersteller große Summen, um Teile der Spiele zumindest für eine gewisse Zeit exklusiv auf der eigenen Plattform anbieten zu können. Umso besser, wenn neben aller "Massenware" noch Raum für Titel wie Valiant Hearts oder dem unlängst veröffentlichten, zauberhaften "Child of Light" ist. (hag)
