ESA-Sonde Rosetta: Mildes Tauwetter auf dem Kometen

Die Raumsonde Rosetta verfolgt den Eisverlust auf ihrem Kometen 67P/Tschurjumow-Gerassimenko ganz genau. Insgesamt hat er seine Form schon stark verändert.

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Komet

Der Komet am 11. September 2015, aufgenommen aus 319 Kilometern Entfernung

(Bild: ESA/Rosetta/NavCam, CC BY-SA IGO 3.0)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • dpa

Der Komet 67P/Tschurjumow-Gerassimenko hat bei seinem Flug Richtung Sonne ein ähnliches Tauwetter erlebt wie die Alpen im Frühjahr. Das beobachtete die europäische Raumsonde Rosetta an einer eisbedeckten Region des Kometen. Wie an einem sonnigen Frühlingstag in den Alpen verschwand dort Wassereis, sobald die Sonne aufging. Die Sonnenwärme ließ zudem weiteres Wassereis aus dem Untergrund des Kometen verdampfen. Nach Sonnenuntergang gefror der Wasserdampf aus dem Untergrund an der kalten Kometen-Oberfläche wieder zu einer Eisschicht. Ein internationales Forscherteam um Maria Cristina de Sanctis vom Astrophysikalischen Institut INAF in Rom stellt diese Beobachtungen im britischen Fachblatt Nature vor.

Impressionen des Kometen 67P/Tschurjumow-Gerassimenko (29 Bilder)

Eine fremde Welt (Bild: ESA/Rosetta/NAVCAM, CC BY-SA 3.0 IGO)
ESA-Mission Rosetta

Rosetta war zehn Jahre zu dem Kometen 67P/Tschurjumow-Gerasimenko unterwegs. Die ESA-Sonde und der Lander Philae sollen den Himmelskörper aus dem Orbit und auf der Oberfläche erforschen.

Das Tauwetter auf 67P/Tschurjumow-Gerassimenko führte so zu regelmäßigen Aktivitätsschwankungen, denn das Eis ist auf dem Kometen nicht gleichmäßig verteilt. Die Wissenschaftler hatten für die Studie eine besonders eisreiche Region an einem dünnen Bereich des Kometen ausgewählt, der die beiden großen Teilstücke des Kometenkerns verbindet. Ein Wassereis-Kreislauf wie er dort jetzt beobachtet wurde, war schon früher als ein Antrieb der schwankenden Aktivität von Kometenkernen postuliert worden, konnte bislang aber nicht nachgewiesen werden.

Die Forscher nehmen an, dass der von Rosetta nun erstmals aufgezeichnete Kreislauf typisch ist für Kometen und sich damit auch der schwankende Wasserdampfausstoß von Schweifsternen wie 9P/Tempel 1 und 103P/Hartley 2 erklären lässt.

Generell verändert sich 67P/Tschurjumow-Gerassimenko durch die Sonneneinstrahlung stark. Erst kürzlich hatten andere Forscher berichtet, dass aus einem auffällig gezackten Steilhang im Laufe der Annäherung an die Sonne zwei beckenförmige Vertiefungen geworden waren. Auch diese Beobachtung stammt aus der Zeit vor der größten Annäherung des Kometen an die Sonne Mitte August.

Daten zur schwankenden Eisschmelze genau während der größten Annäherung von 67P/Tschurjumow-Gerassimenko an der Sonne im August und danach sind noch nicht veröffentlicht, da es oft einige Monate dauert, bis ein Fachjournal eine Arbeit überprüft und druckt.

Ein Komet in 3D (8 Bilder)

Eine Aufnahme der Regionen Apis und Atium
(Bild: ESA/Rosetta/MPS for OSIRIS Team MPS/UPD/LAM/IAA/SSO/INTA/UPM/DASP/IDA)

(mho)