Einblick in die Flugfähigkeit der "U.S.-UFOs"
Die US-Luftwaffe entwickelte vor einigen Jahrzehnten fliegende Untertassen. Ein neuer wissenschaftlicher Artikel verdeutlicht, welche Mängel die Avrocars genannten Maschinen hatten.
Fliegende Untertassen? Nicht nur eine Technik aus der Science Fiction und aus seltsamen Sichtungen vermeintlicher außerirdischer Besucher. Auch die US-Luftwaffe arbeitete an solchen Fluggeräten. Ein neuer Artikel zeigt die Mängel der Avrocars genannten Maschinen.
Zumindest die Idee der senkrechten Turbine fand seit dem Ende des Projekts 1961 weiter Anwendung und ist heute eine Schlüsselkomponente des Lockheed-Martin-Kampfjets X-35B Lightning II, berichtet das Magazin Technology Review in seiner neuen Ausgabe (jetzt am Kiosk erhältlich oder online bestellbar). Wie es dazu kam, beschreiben die brasilianische Autorin Desire Francine Fedrigo und zwei Ko-Autoren in ihrem frei verfügbaren Artikel "Avrocar: A real flying saucer".
Die Avrocar-Unterlagen wurden zwar bereits in den 60er-Jahren freigegeben und finden sich recht ausführlich bei Wikipedia. Doch die Lektüre von Fedrigos Werk bietet einen interessanten Einblick, wie schlecht die Avrocars tatsächlich geflogen sind. In mehreren Flugtests erwies sich das menschengebaute Ufo zum Beispiel als sehr instabil: Es begann oft direkt nach dem Abheben unkontrollierbar zu wackeln. Dazu kamen diverse Eigenheiten: Beispielsweise dauerte eine Linksdrehung um 90 Grad fünf Sekunden, nach rechts aber doppelt so lange. Erschwerend kam hinzu, dass es in den Avrocars fast unerträglich heiß für die Piloten wurde.
Angesichts dieser Schwierigkeiten musste die Air Force ihren Traum, mit der Maschine Helikopter abzulösen, schließlich begraben. 1961 stoppte sie die Entwicklung aller Prototypen, die damals insgesamt zehn Millionen Dollar gekostet hatte. In heutigen Preisen wären das etwas weniger als 100 Millionen Dollar. Das war verglichen mit den Entwicklungskosten des Kampfjets F-35B günstig: Der verschlang 60 Milliarden Dollar. Ein Großteil dieser Kosten entfiel auf die Turbine im Rumpf. Ohne Probleme ist die Konstruktion indes nach wie vor nicht, auch wenn sich Lockheed Martin zuversichtlich gibt, sie gelöst zu haben.
- Diesen und weitere Artikel lesen Sie in der neuen Ausgabe der Technology Review (am Kiosk erhältlich oder online bestellbar)
Korrektur: In einer frĂĽheren Version dieses Artikels sind uns leider zwei Fehler unterlaufen. Zum einen schrieben wir irrtĂĽmlich, dass die Entwicklungskosten des Lockheed-Martin-Kampfjets 60 Millionen Dollar betrugen. Korrekt sind 60 Milliarden. Zum anderen heiĂźt das auf dem Markt befindliche Kampfjet-Modell korrekt F-35B, nicht X-35B. Als X-35B wurde nur der Prototyp bezeichnet. Wir bitten, die Fehler zu entschuldigen. (Die TR-Redaktion, vsz)
(jle)