Elefantenhochzeit unter LCD-Herstellern
Der taiwanische LCD-Hersteller Innolux übernimmt den viertgrößten Panelhersteller der Welt, die Chi Mei Optronics (CMO), für 5,3 Milliarden US-Dollar.
Wie die beiden LCD-Hersteller CMO und Innolux am Wochenende etwas ĂĽberstĂĽrzt bekannt gaben, wird der Panelspezialist CMO im LCD-Produzenten Innolux aufgehen. Die 5,3 Milliarden US-Dollar teure Ăśbernahme soll im Aktientausch erfolgen: Die Anteilseigner erhalten eine Innolux-Aktie pro 2,05 CMO-Aktien. Da am 13. November eine CMO-Aktie mit 18,8 taiwanischen Dollar gehandelt wurde, die Innolux-Aktie dagegen bei 47 taiwansichen Dollar lag, schneidet CMO bei dem Deal offenbar ziemlich gut ab. Allerdings erzielte CMO noch im Oktober dieses Jahres mit rund 850 Millionen US-Dollar laut Digitimes deutlich mehr Umsatz als Innolux (460 Millionen US-Dollar). Der Vertrag soll bis zum 1. Mai 2010 abgeschlossen sein und das neue Unternehmen offiziell Chimei-Innolux Electronics heiĂźen. CMO wird jedoch vom Aktienmarkt verschwinden und das Gesamtpaket ab Mai unter dem Namen Innolux gehandelt.
Durch den Zusammenschluss der beiden taiwanischen LCD-Unternehmen entsteht die drittgrößte Panelschmiede der Welt hinter den beiden koreanischen Produzenten Samsung und LG.Displays. Der taiwanische Panelproduzent AU Optronics, bislang weltweit Nummer drei, wird durch den angekündigten Deal wahrscheinlich vom Thron gestoßen: Im kommenden Jahr sollen nach Prognosen von DisplaySearch Samsung und LG 23 respektive 20 Prozent am LCD-Gesamtmarkt halten, die neue Innolux-CMO 17 Prozent und der taiwanische Konkurrent AUO 16 Prozent. Der japanische Panelhersteller Sharp soll in einigem Abstand mit dann 9 Prozent folgen.
Innolux, ein Tochterunternehmen des Auftragsfertigers Foxconn Electronics (Hon Hai Precision Industry), produziert selbst LCD-Panels, aber ebenso Systemkomponenten für die OEM-Fertigung von Monitoren und Flachbildfernsehern. Durch den Zugriff auf die Panel-Kapazitäten von CMO wird das Unternehmen seine Stellung im OEM-Geschäft weiter ausbauen können. Außerdem baut Innolux unter anderem Flachbildfernseher für die in den USA extrem folgreiche Vizio-Marke – auch dieses dürfte mit dem Zugriff auf die CMO-Panels einfacher werden. Die Mutterfirma Foxcomm, ihres Zeichens großer OEM-Produzent von Notebooks und Monitoren und auch Flachbildfernsehern etwa für Sony, kann von der Übernahme ebenfalls profitieren. Die Panelfertigung bei CMO dürfte im Gegenzug künftig kaum unter Auftragsmangel leiden. Zumal CMO bereits auf dem chinesischen Markt aktiv ist, der in wenigen Jahren den US-amerikanische Markt überrunden soll. Anfang des Jahres musste CMO allerdings den Bau einer Fabrik der Generation 8,5 mangels Bedarf vorläufig auf Eis legen. Nun will Innolux nach Angaben von Digitimes für 15,49 Milliarden US-Dollar eine weitere LCD-Fabrik der Generation 8,5 in Taiwan bauen.
Insgesamt scheint der Zusammenschluss also ein recht vielversprechendes Geschäftsmodell, das einigen Einfluss auf die gesamte Displaybranche haben dürfte. So wird bereits darüber spekuliert, dass die kleineren taiwanischen Panelproduzenten CPT und HannStar sich in der Folge künftig eher auf kleinere Displaydiagonalen verlegen werden, um der Konkurrenz mit den großen Herstellern zu entkommen. Außerdem steigt nach Einschätzung von Analysten die Wahrscheinlichkeit, dass die beiden Unternehmen von den größeren Fischen geschluckt werden. Der Merger erhöhe zudem den Druck auf andere Aktienunternehmen der Branche wie etwa die taiwanische Panelschmiede AUO. Die war ihrerseits vor acht Jahren in Zeiten fallender Panelpreise und steigender Überkapazitäten durch den Zusammenschluss der Acer Display Technology (ADT) und der Unipac Optoelectronics, einer Tochtergesellschaft der United Microelectronics, UMC, entstanden. (uk)