Elektronische Gesundheitskarte: Ă„rzte proben den Aufstand
Ärzte haben die Kassenärztliche Bundesvereinigung unmissverständlich aufgefordert, aus der Projektgesellschaft für die elektronische Gesundheitskarte auszutreten.
In der für die Einführung der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) verantwortlichen Projektgesellschaft Gematik rumort es kräftig. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) ist drauf und dran, aus der Gematik auszutreten. Grund ist die Weigerung der übrigen Gematik-Gesellschafter, beim quartalsweisen Online-Datenabgleich auch andere Verfahren wie etwa das über einen Kiosk der Krankenkassen zuzulassen. Als Körperschaft des öffentlichen Rechtes unterliegt die KBV der Rechtsaufsicht des Bundesgesundheitsministeriums, das die KBV zum Wiedereintritt zwingen kann.
Der Abgleich im Rahmen des Versicherten-Stammdaten-Managements (VSDM) ist das erste, kleine Teilstück auf dem Weg in die telematische Infrastruktur. Einmal im Quartal soll die eGK der Versicherten daraufhin geprüft werden, ob alle Daten aktuell sind. In den vergangenen Wochen hatten Vertreter der Ärzteschaft in den Gematik-Gremien darüber verhandelt, dass die Übernahme der VSDM-Prüfung in der Praxis für Ärzte, Psychotherapeuten und Zahnärzte eine freiwillige Zusatzleistung sein soll. Alternativ sollte es Möglichkeiten geben, die Datenüberprüfung anderswo durchzuführen, etwa an Kiosk-Systemen in Geschäftsstellen der Krankenkassen.
Die Ablehnung dieser Vorschläge in der Gematik, in der die Gesetzlichen Krankenkassen dominieren, wurde während der Vertreterversammlung der nordrheinischen Vertragsärzte in Düsseldorf bekannt. Einstimmig beschlossen die Kassenärzte daraufhin, die KBV-Vertreter dazu aufzufordern, die Gematik zu verlassen. Der Antrag zur Austrittsforderung kam von der Freien Ärzteschaft, die seit geraumer Zeit die administrative Aufgabe des VSDM als "monströse Bürokratie" geißelt.
Die Einstimmigkeit demonstriert jedoch, dass der Unmut der Ärzte über die Einführung der eGK und besonders die Haltung der übrigen Gematik-Gesellschafter gewachsen ist. Die vom Gesundheitsministerium gepriesene einvernehmliche Zusammenarbeit nach dem Neustart der eGK ist längst wieder durch das Hickhack der unterschiedlichen Interessenlagen ersetzt worden. (vbr)