Erste 3D-Live-Konzertübertragung: Generalprobe geglückt
Am heutigen Dienstag soll das erste 3D-Live-Konzert der Welt über die Bühne gehen: Der Auftritt der Fantastischen Vier in Halle an der Saale wird in 88 Kinos übertragen. heise online war bei der Generalprobe vor Ort.
Die Anspannung der Macher war bei der Generalprobe im hallensischen Steintor-Varieté nicht zu übersehen; aber schließlich geht es ja auch um eine echte Weltpremiere: Am heutigen Dienstagabend soll ein Konzert der deutschen Rap-Urgesteine Die Fantastischen Vier in 88 Kinos übertragen werden – live und in 3D. Ursprünglich sollte das 3D-Konzert bereits Mitte Juli über die Bühne gehen, wurde dann aber verschoben. Der Grund waren offenbar Verzögerungen bei der Installation der nötigen Empfangsanlagen in den teilnehmenden Kinos.
Während Live-Übertragungen ohnehin schon viel Hektik verursachen, sorgt bei "F4 in 3D" besonders die stereoskopische Technik für Anspannung. Fünf Stereo-Kameras sollen beim Konzert zum Einsatz kommen, jede einzelne wird von mindestens drei Personen bedient. Neben dem Kameramann und seinem Assistenten wird dem Signal noch von einem Stereographer, der im Übertragungswagen sitzt, der letzte Schliff gegeben. Verwendet werden ausschließlich sogenannte Spiegel-Rigs, bei denen im Unterschied zu parallel montierten Kameras eine sehr kleine Stereobasis, also ein sehr geringer Abstand zwischen den Bildern fürs linke und rechte Auge, möglich ist. Die allgemeine Bildregie führt der erfahrene Live-Regisseur Sven Offen, die 3D-Oberaufsicht im Ü-Wagen hat Josef Kluger, der mit seiner Firma KUK Film zu den renommiertesten 3D-Produzenten in Deutschland gehört. Die Stereographer im Ü-Wagen arbeiten mit dem vom Fraunhofer HHI entwickelten STAN-System.
Wie schon bei der 3D-Übertragung der diesjährigen Fußball-WM wird das fertige Signal in 1080i-Auflösung über den Eutelsat-Satelliten Atlantic Bird 3 an die Kinos übertragen. Im 1080i-Videostrom stecken die Bilder für beide Ansichten im proprietären Sensio-Format. Pro Auge steht hier nur noch die halbe vertikale Auflösung zur Verfügung. Josef Kluger versicherte aber gegenüber heise online, dass die vergleichsweise geringe Auflösung im Kino nicht negativ auffallen wird. Die Produzenten versuchen, eine möglichst hohe Bildqualität zu erzielen. Laut Kluger kommen in den Kameraobjektiven ausschließlich hochwertige Festbrennweiten von Zeiss zum Einsatz.
Das in 88 Kinos in Deutschland, Österreich, Schweiz, Belgien und Luxemburg übertragene Konzert (Kinoliste als PDF) ist der Höhepunkt eines "3D-Innovationskongresses", der am gestrigen Montag im Mitteldeutschen Multimediazentrum in Halle an der Saale gestartet ist. Hier diskutieren 3D-Experten, Wissenschaftler und Medienmanager, welche Rolle die räumlichen Bilder in Zukunft spielen werden. Ob die 3D-Live-Übertragung von Konzerten ins kulturindustrielle Standardprogramm übergeht, steht derweil noch in den Sternen – und dürfte auch vom Erfolg der heutigen Premiere abhängen. Die Kinotickets kosten zwischen 10 und 20 Euro, noch in diesem Jahr soll der Konzertmitschnitt auf 3D-Blu-ray veröffentlicht werden. (jkj)