Evoke 2010: Party mit Würfeln, Pasta und freizügigem Geldautomat

Auf der Evoke 2010 waren die aktuellen Kunstwerke der Demo-Szene zu bestaunen. Neben beeindruckenden 3D-Effekten und pulsierender Musik sorgten tanzende Nudeln und ein gehackter Geldautomat für Unterhaltung.

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Von
  • Stefan Göhler

Am vergangenen Wochenende trafen sich in Köln etwa 400 Leute zur Demo-Party Evoke 2010. Computer-Demos sind in Echtzeit berechnete Präsentationen, die von Musik untermalt möglichst aufwendige Effekte zu erzielen versuchen. Über drei Tage hinweg wurde viel programmiert und gestaunt; am Sonntag wurden zum Abschluss die vom Publikum gewählten Gewinner prämiert.

Die nach dem Wegfall der Breakpoint derzeit größte Demo-Party Deutschlands fand im Kletterzentrum "Abenteuerhallen Kalk" statt. Die meisten Besucher kamen aus Deutschland, gesehen wurde aber auch eine größere Gruppe Franzosen sowie Teilnehmer aus Osteuropa und den USA. Live-Streams hielten Szene-Fans auf dem Laufenden. Trotz des schlechten Wetters wurde im Innenhof fleißig gegrillt.

An den Wettbewerben (Compos) nahmen nicht nur bekannte Szene-Veteranen wie Farbrausch teil. Newcomer wie Ctrl-Alt-Test, Gaspode und I am Why platzierten ihre Beiträge aus dem Stand auf den vorderen Plätzen.

In der Kategorie "Wild (Animation)" siegte Gaspode mit der Animation "Noodles", die Demo-Effekte alter Schule mit diversen Nudelsorten nachstellte. So rotierten aus Spaghetti zusammengesetzte 3D-Würfel, Nudelbälle hüpften über Schachbrettmuster, und der Grußbildschirm am Ende pastarisierte frech die Namen bekannter Szene-Formationen (u. a. "Farfallerausch" und "The Black Lasagne").

Bei den 4K-Intros gewann die Zusammenarbeit "Light Rythm" von Alcatraz & Rebels: Zu einem Drum'n'Bass-Soundtrack pulsieren bunte Stroboskop-Lichter durch aus schwarzen Würfeln zusammengesetzten Tunneln – nichts umwerfend Neues, aber schick umgesetzt.

Unter den 64-Intros stachen die Neulinge Ctrl-Alt-Test die Konkurrenz mit "B-Incubation" aus. Die Franzosen hatten auf der Breakpoint 2009 ein Spiel gezeigt, dies war aber ihre erste Intro. Die Intro beginnt in einer Fabrik für Würfel aller Art, in der eine Kugel durch die Qualitätssicherung fällt. Sphärenklänge führen den Zuschauer dann in eine Welt, die komplett aus Würfeln zusammengesetzt ist.

In der Königsdisziplin der Demos siegte Still mit "Finally Inside". Aus ihrer politischen Gesinnung macht die Demo keinen Hehl: Eine Überwachungskamera wird zu vielen; später ist eine Galerie mit Politiker-Bildern zu sehen; am Ende fliegt die Kamera durch eine zerstörte Stadt. Dicht dahinter folgte die eher beruhigend anzusehende Partikelanimation "2019" von Brainstorm.

Mit einer besonder schrägen Idee gewannen Haujobb die Demo-Kategorie "Wild", auf der beliebige Plattformen erlaubt waren: "Payback" lief auf einem Geldautomaten, der am Schluss einen großzügigen Stapel Geld ausspuckte. Erst bei näherem Hinsehen wird deutlich, wo getrickst wurde: Der Programmierer arbeitet bei Wincor Nixdorf; der Automat scheint nur auf den ersten Blick in einer Bankfiliale zu stehen, und das Geldbündel bestand aus Fantasie-Noten der "Royal Bank of Haujobb", die unter den Anwesenden der Evoke verteilt wurden.

Immerhin auf dem vierten Platz behauptete sich das Erstlingswerk von "I am Why" – bisher erst die zweite Demo für das iPhone und den iPod Touch. Die gezeigte Partikelanimation war zwar nicht so berauschend, dafür riss der fulminante Soundtrack das Publikum mit.

Evoke 2010 (8 Bilder)

Evoke 2010

Etwa 350 bis 400 Besucher fanden am vergangenen Wochenende in Köln zur Demo-Party Evoke 2010 zusammen.

Der heftige Regen konnte den Anwesenden die Stimmung nicht verderben. Zwischen den Compos unterhielten Live-Acts das Publikum. Der ursprünglich nur für Freitagabend eingeplante DJ Storno trat auch am Samstag noch mal auf und spielte mit Perlenkette behangen anderthalb Stunden lang Chipmusik, was den Zeitplan für die Wettbewerbe gehörig durcheinanderwirbelte. Timbral aus Schweden spielte auf museumsreifer Hardware und entlockte dem Atari ST und Game Boy unerwartet vielseitige Töne. Nach der letzten Compo traten noch Sudio & Zengineers auf, die Electro und Drum'n'Bass spielten.

Am Rande der Party war zu vernehmen, dass einige Organisatoren der Breakpoint und der TuM schon fleißig an einer Breakpoint-Nachfolgeveranstaltung für das Osterwochenende 2011 planen. Konkreteres war aber noch nicht in Erfahrung zu bringen. (ghi)