Experten: Bei digitaler Ausstattung in Schulen ist Bund gefordert
Viele Lehrer würden in der Schule gerne ihren Unterricht mit dem Einsatz digitaler Medien aufwerten. Doch vielfach fehlt es an der Grundausstattung. Bund, Länder und Kommunen müssten an einem Strang ziehen, fordern Branchen-Experten.
Für eine bessere Ausstattung der Schulen in Deutschland mit digitalen Medien ist nach Einschätzung von Experten verstärkt der Bund gefordert. Das sehe einer aktuellen Studie zufolge auch mit 82 Prozent die Mehrheit der Lehrer so, betonte Udo Beckmann, Bundesvorsitzender des Verbands Bildung und Erziehung, am Mittwoch. Es sei eine gemeinsame digitale Strategie erforderlich, bei der Bund, Länder und Kommunen an einem Strang zögen. "Schulen müssen auf der Digitalen Agenda der Bundesregierung ganz nach oben gesetzt werden", forderte Beckmann. Dafür müsse auch das sogenannte Kooperationsverbot fallen. Nach dem im Grundgesetz seit 2006 verankerten Verbot darf sich der Bund nicht in die Bildungshoheit der Länder einmischen.
Laut der vom VBE und dem IT-Branchenverband Bitkom gemeinsam in Auftrag gegebenen Studie würde jeder zweite Lehrer digitale Medien gerne öfter einsetzen. Nach Aussage von 74 Prozent der befragten Lehrkräfte stehen Lernmaterialien dafür jedoch nicht ausreichend zur Verfügung. "Lehrer sind keineswegs IT-Muffel", sagte Beckmann. Die Ausstattung sei aber nicht mehr zeitgemäß. Von den Lehrkräften werde sie lediglich mit der Note "befriedigend" bis "ausreichend" bewertet.
Private Geräte als Notnagel
In vielen Fällen wichen Lehrer aus Mangel an Ausstattung auf eigene, private Geräte aus, wenn es etwa um die Noten- oder Schülerverwaltung, die Gestaltung der Stundenpläne oder Erstellung der Schülerbewertung geht. Dabei handele es sich vielfach um "hochsensible Daten", sagte Beckmann. Die Zahlen belegten einen "skandalösen Umgang" in Sachen Datenschutz. Dabei trügen die Lehrer das volle Risiko. Beckmann forderte, dass die Ausstattung mit Soft- und Hardware von den Schulen gestellt werden müsse.
Auch die Weiterbildung sollte kein "Privatvergnügen" sein, forderte Beckmann. Unter den Lehrern gebe es ein großes Interesse an geeigneten Angeboten (83 Prozent der Befragten). Demnach sehen 82 Prozent die Weiterbildungsangebote als ausbaufähig an. Ebenfalls 82 Prozent der Befragten gaben an, dass die Rechtssicherheit für Lehrkräfte beim Einsatz digitaler Medien verbessert werden müsse. Dass die Ausbildung zum Einsatz digitaler Medien im Unterricht bereits Gegenstand des Lehramtsstudiums sein sollte, fanden 73 Prozent der Befragten.
600 Millionen bis 800 Millionen Euro fĂĽr Hardware
Neben der Weiterbildung von Lehrern und der Entwicklung von zeitgemäßen digitalen Lernmitteln und -inhalten sei aber auch eine bessere und flächendeckende Ausstattung mit Geräten erforderlich, sagte Bitkom-Vizepräsident Ulrich Dietz. Dabei gehe es aktuell nicht mehr um teure Geräte wie Notebooks, sondern um Kosten von bundesweit 600 Millionen bis 800 Millionen Euro etwa für Tablet-Computer, die rund 80 bis 100 Euro kosten. "Das Henne-Ei-Problem wäre schnell gelöst." Hinzu kämen allerdings noch einmal Kosten etwa in gleicher Höhe für Software und Services. (axk)