Forscher stimulieren Sehrinde direkt

Eine Elektrode im Gehirn könnte blinden Menschen eines Tages womöglich einen Teil ihrer Sehkraft zurückgeben.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 19 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.

Forscher am Baylor College of Medicine und dem Health Science Center der University of Texas in Houston arbeiten an einer neuartigen Augenprothese, bei der das Sehen über die direkte Aktivierung des Gehirns zumindest teilweise wiederhergestellt werden soll, berichtet Technology Review in seiner Online-Ausgabe. Die Studie der Wissenschaftler wurde bei der letzten Konferenz der Gesellschaft für Neurowissenschaften in New Orleans präsentiert und zeigt, dass schon die elektrische Stimulierung der Sehrinde die Wahrnehmung erzeugen kann, Lichtblitze zu sehen – inklusive räumlicher Informationen.

Bislang versuchten Wissenschaftler, eine künstliche Netzhaut zu schaffen, bei der die visuellen Signale in die bestehenden sensorischen Nervenbahnen geleitet wurden. Die Forscher von Baylor College und University of Texas erkunden nun Möglichkeiten, direkter vorzugehen. Dies könnte dann auch Menschen helfen, bei denen eine Netzhautstimulation gar nicht mehr möglich ist, weil die entsprechenden Nerven oder Signalwege degeneriert sind.

Bei ihrer Studie verwendete das Wissenschaftlerteam spezielle Elektroden, um die Sehrinde dreier Patienten zu stimulieren, die eigentlich zur Behandlung epileptischer Anfälle in die Gehirnchirurgie kamen. Alle drei konnten immer dann helle Lichtflecken, sogenannte Phosphene, wahrnehmen, wenn bestimmte Regionen des Gehirns stimuliert wurden. In sieben von acht Versuchen gelang es den Testpersonen außerdem, die Ausrichtung der Phosphene korrekt zu bestimmen, die sich je nach Stimulation unterschiedlich präsentierten. Die Gruppe plant nun eine größere Patientenstudie, um herauszufinden, ob es auch möglich ist, mehrere Lichtblitze verlässlich gleichzeitig zu erzeugen. "27 simultane Blitze würden den Teilnehmern beispielsweise erlauben, die Konturen eines Buchstabens wahrzunehmen", erläutern die Forscher.

Mehr zum Thema in Technology Review online:

(bsc)