Frankreich: Strategie zur Digitalisierung des kulturellen Erbes vorgestellt

Eine Kommission unter Leitung des früheren France-Télévisions-Präsidenten Marc Tessier empfiehlt unter anderem die Bildung von öffentlich-privaten Partnerschaften, um die Digitalisierung voranzutreiben. Kulturminister Mitterand schloss dabei eine Kooperation mit Google nicht aus.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Frankreichs Kulturminister Frédéric Mitterrand hat am Dienstag die Ergebnisse einer Kommission vorgestellt, die sich im Auftrag der Regierung mit der Zukunft von Digitalisierungsprojekten zur Bewahrung des kulturellen Erbes des Landes auseinandergesetzt hat. Die Kommission unter Leitung des früheren France-Télévisions-Präsidenten Marc Tessier empfiehlt dabei unter anderem die Bildung von öffentlich-privaten Partnerschaften, um die Digitalisierung voranzutreiben. Mitterrand schloss in diesem Zusammenhang eine Kooperation mit Google nicht aus, das US-Unternehmen müsse sich aber an die von Frankreich vorgegebenen Bedingungen halten.

Ohne die Einbindung privater Anbieter kommt Frankreich bei seinen Digitalisierungsprojekten nur zögerlich voran. So wurden etwa seit der Gründung des Gallica-Projekts im Jahr 1997, in dessen Rahmen die Bestände der Nationalbibliothek Frankreichs (Bibliothèque Nationale de France, BNF) digitalisiert werden sollen, erst 145.000 Bücher eingescannt. Google, das bei seinen Digitalisierungsbemühungen mit zahlreichen Bibliotheken weltweit kooperiert, hat den Angaben zufolge hingegen schon zehn Millionen Werke eingescannt. Im vergangenen Jahr suchte die BNF, die sich früher als Teil einer "Gegenattacke zu Google" sah, deshalb Medienberichten zufolge schon Unterstützung bei den Amerikanern.

Um der Digitalisierung des französischen Kulturerbes mehr Schwung zu verleihen, kündigte Staatspräsident Nicolas Sarkozy im Dezember an, 750 Millionen Euro aus einem Fond zur Förderung der Wirtschaft bereitzustellen – was wiederum Firmen auf den Plan rufen dürfte, die das Geschäftsmodell Googles attackieren werden: Der Internetdienstleister bietet den Bibliotheken an, ihre nicht urheberrechtlich geschützten Bestände kostenlos einzuscannen. Im Gegenzug verlangt das Unternehmen dafür langjährige Exklusivrechte zur Vermarktung dieser digitalen Daten.

Kulturminister Mitterrand stellte nun klar, dass eine Kooperation mit Google nur dann möglich sei, wenn das Unternehmen auf solche Exklusivrechte, die sich teilweise über Jahrzehnte erstreckten, verzichte. In Paris war Google zuletzt vom Tribunal de Grande Instance zu einer Zahlung von 300.000 Euro wegen Verstößen gegen das französische Urheberrecht verurteilt worden. Auslöser war eine Klage der Verlagsgruppe La Martiniere, die sich dagegen gewehrt hatte, dass Nutzer von Google Books Zugriff auf Auszüge und die Titelseiten von mehreren hundert Büchern hatten, die von La Martiniere verlegt werden. (pmz)