Fraunhofer SIT erarbeitet Anti-Tracking-Liste für Internet Explorer
Das Fraunhofer-Institut für Sichere Informationstechnologie erstellt für Microsoft speziell auf deutsche Nutzer abgestimmte Tracking-Protection-Listing für den Internet Explorer. Sie sollen das Verfolgen von Anwenderaktionen im Web verhindern.
- Christian Kirsch
Im Auftrag Microsofts hat das Fraunhofer-Institut für Sichere Informationstechnologie (SIT) eine speziell für deutsche Nutzer abgestimmte Tracking-Protection-Liste für den Internet Explorer erstellt. Damit, so das Unternehmen in einer Telefonkonferenz, betone es die Rolle, die der Datenschutz spielt. Tracking wird in erster Linie von der Werbewirtschaft genutzt, um das Nutzerverhalten zu erkunden und gezielt Werbung zu schalten.
Tracking-Protection-Listen (TPL) dienen im Internet Explorer dazu, das Verfolgen des Benutzerverhaltens durch Website-Betreiber zu unterbinden. Sie verhindern direkt im Browser das Laden bestimmter Inhalte und damit das Tracking. Das unterscheidet diese Technik von dem vom W3C sowie anderen Browser-Herstellern wie Google und Mozilla favorisierten Do-Not-Track-Header (DNT). Damit können Benutzer lediglich darum bitten, dass Websites auf das Tracking verzichten. Die Betreiber der Webserver entscheiden selbst, ob sie diesem Wunsch entsprechen wollen.
Grundlage der vom SIT erstellten TPL bildet eine Analyse der 500 wichtigsten deutschen Websites, wie sie alexa.com ermittelt. Bei 470 davon fanden die Forscher diverse Tracking-Techniken, wobei Cookies den Löwenanteil ausmachten. Alleine auf 40 Prozent der untersuchten Websites fand sich das Zählpixel der IVW, mit dem deutsche Medienunternehmen die Besucher einer Website zählen.
Microsoft finanziert die Erstellung der TPL und ihre regelmäßige Aktualisierung für die nächsten zwei Jahre. Sie soll ab 7.11.2012 auf der Webseite www.iegallery.com/TPL zur Installation bereitstehen. Da sie nicht alle in Deutschland relevanten Tracker erfassen dürfte, ist die Installation weiterer TPLs sinnvoll.
Im Zusammenhang mit dem Tracking versucht Microsoft seit einiger Zeit, sich zu profilieren. So ließ es bereits im Juni 2012 die von der britischen Firma Privacy International erstellten TPLs von der TÜV Trust IT, einer Tochter des österreichischen TÜV, zertifizieren. Außerdem aktiviert der IE 10 entgegen den Vorgaben des W3C den DNT per Voreinstellung.
Diese Entscheidungen müssen allerdings nicht unbedingt etwas mit Begeisterung für den Datenschutz zu tun haben – schließlich hat das Unternehmen soeben erst seine eigenen diesbezüglichen Regeln gelockert. Vielmehr ist Microsoft, anders als Google, kaum auf Werbeeinnahmen angewiesen. Behindert es also durch TPL oder DNT die Werbewirtschaft, schadet es in erster Linie seinem Konkurrenten – und indirekt auch Mozilla mit seinem Firefox-Browser, das überwiegend von Google alimentiert wird. (ck)