Geht doch: Sundance-Preisträger wird DRM-frei verkauft

Den Dokumentarfilm "Indie Game – The Movie", Preisträger beim renommierten Sundance-Festival, kann man legal und ohne Kopierschutz herunterladen. Das kommt an: Der Film verkauft sich über die eigene Website ähnlich gut wie über iTunes.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Jan-Keno Janssen

Verkaufen ihren Film DRM-frei: Lisanne Pajot und James Swirsky.

(Bild: indiegamethemovie.com)

Dass man Filme oder Serien in ordentlicher Bildqualität und in Originalton entweder gar nicht oder nur mit Verspätung legal downloaden kann, ist inzwischen Netznutzer-Allgemeinbildung. Ein kanadisches Produzententeam zeigt nun, dass es auch anders geht: Der Dokumentarfilm "Indie Game – The Movie" ist nicht nur DRM-geschützt auf iTunes erhältlich, sondern auch über Steam oder direkt bei den Produzenten.

Mit knapp 10 US-Dollar (rund 8 Euro) kostet der Download von indiegamethemovie.com nicht mehr als bei iTunes, dafür gibt es ihn DRM-frei und in etlichen Darreichungsformen: So lässt sich der Film als MP4-Datei in 1080p-, 720p- und SD-Auflösung herunterladen, außerdem gibt es eine Variante mit Audiokommentar sowie Versionen mit fest eingebauten Untertiteln in elf unterschiedlichen Sprachen (noch nicht auf Deutsch). Obendrein stehen die Untertitel als SRT-Dateien zur Verfügung. Wer einmal bezahlt hat, darf den Film beliebig oft in allen Varianten herunterladen oder als Stream anschauen.

Sie sei sehr zufrieden mit dem Experiment, erklärt Produzentin Lisanne Pajot im Gespräch mit heise online. Genaue Zahlen könne sie zwar noch nicht nennen, die DRM-freien Verkäufe auf der Film-Website seien aber vergleichbar mit denen von Steam und iTunes. Dank Mund-zu-Mund-Propaganda steige der Absatz der kopierschutzfreien Versionen gerade auch noch merklich an. Pajot freut sich nicht nur über das gute Geschäft, sondern auch über die Möglichkeit, spontan auf Kundenwünsche eingehen zu können – zum Beispiel in Form von zusätzlichen Untertitel-Sprachen.

Die Download-, Streaming- und Verkaufs-Infrastruktur kommt vom Internet-Startup VHX.tv – die "Indie Game"-Website ist offenbar so etwas wie ein Beta-Test für den angekündigten Dienst "VHX for Artists", mit dem Künstler ihre Videos selbst vermarkten können. Die VHX-Macher kennen sich aus mit den Wünschen der Netznutzer: Casey Pugh hat den sehr erfolgreichen Videodienst Vimeo mitgegründet, Jamie Wilkonson die Meme-Enzyklopädie knowyourmeme.com.

"Indie Game - The Movie", beim Sundance-Festival mit dem Preis für den besten Schnitt ausgezeichnet, ist nicht nur ein vorbildliches Beispiel für zeitgemäßen Medienvertrieb, sondern obendrein ein toller Film. Er zeigt sehr anschaulich, wie viel Herzblut in Computerspielen steckt. Besonders aufschlussreich: Die Protagonisten – die Macher der Indie-Spiele Super Meat Boy, Braid und Fez – hadern mehr mit ihrem eigenen Perfektionismus als mit ihrem Leben am finanziellen Abgrund. Finanziert wurde "Indie Game" über die Crowdsourcing-Plattform Kickstarter. In zwei Runden kamen über 94.000 US-Dollar zusammen.

Update: Inzwischen gibt es den Film auf der Website der Produzenten auch mit deutschen Untertiteln. (jkj)